Neuer Erste-Group-Chef will Wachstumskurs fortsetzen – Zukäufe geplant

– von Alexandra Schwarz-Goerlich

Wien (Reuters) – Der neue Chef der Erste Group sieht nach seiner Rückkehr zu Österreichs größtem Geldhaus allen Grund zur Freude.

Einerseits sei er vom Team herzlich begrüßt worden, andererseits seien die Aussichten der Bank nach einem überraschend hohen operativen Gewinn im ersten Halbjahr sehr gut, sagte Peter Bosek am Freitag bei der Präsentation der Ergebnisse vor Journalisten. “Es ist wunderschön, wieder hier zu sein”, sagte der 56-Jährige, der im Juli das Ruder von Willi Cernko übernommen hatte. Der Jurist hatte die Bank Ende 2020 als damaliger Privatkunden-Vorstand verlassen, um zur Luminor Bank in Estland zu wechseln. Davor war er viele Jahre in verschiedenen Positionen bei der Österreich-Tochter der Erste Group in Wien tätig. Cernko wechselt in den Aufsichtsrat der Erste Bank Österreich.

Die Erste Group betreut in ihren rund 2000 Filialen insgesamt 16 Millionen Kunden und ist einer der größten Kreditgeber in Osteuropa. Im zweiten Quartal hat die Bank stärker zugelegt als gedacht und ihre Ziele sowie die Dividende angehoben. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg von April bis Ende Juni um 2,5 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 1,39 Milliarden Euro gerechnet.

“Ich habe daher heute, obwohl ich ja wirklich nichts dafür kann, die große Freude gehabt, einen sehr guten Ausblick auf die Ergebnisse 2024 zu geben”, sagte Bosek. Nach dem ersten Quartal hatte sein Vorgänger Cernko die Aktionäre noch auf leichte Einbußen eingestimmt. Da es in einigen Märkten besser lief als gedacht, das Wirtschaftswachstum in der Region stärker anziehen dürfte und ein abflauender Investitionsdruck die Kreditnachfrage ankurbeln sollte, traut sich die Bank nun im Gesamtjahr operativ mehr zu. Den Aktionären versprach das Geldhaus für 2024 zudem eine höhere Dividende von 3,00 (zuvor: 2,70) Euro je Aktie.

OSTEUROPA ROBUST

Beim Betriebsergebnis erwartet die Bank für das Gesamtjahr nun eine stabile Entwicklung, nachdem zuvor ein leichter Rückgang prognostiziert worden war. Die Eigenkapitalverzinsung (ROTE) soll bei über 15 Prozent liegen, statt wie bisher prognostiziert bei rund 15 Prozent. Auch für den Zins- und Provisionsüberschuss erhöhte die Erste Group ihre Prognose, was Finanzchef Stefan Dörfler zufolge derzeit nicht jede Bank machen kann. Der Zinsüberschuss soll nun stabil bleiben, nachdem zuvor wegen der Zinswende und damit einhergehender sinkender Zinseinnahmen ein Rückgang von etwa drei Prozent erwartet worden war. Der Provisionsüberschuss soll um zehn statt fünf Prozent zulegen. Für das Kreditwachstum wird ein Plus von fünf Prozent gesehen und die Risikovorsorgen, die sich zuletzt leicht erhöhten, sollen auf einem insgesamt niedrigeren Niveau bleiben.

“Je näher Länder unserer Geschäftsregion an Deutschland sind, je näher sie an Westeuropa sind, desto betrübter ist noch der Ausblick”, sagte Finanzchef Stefan Dörfler.

ZUKÄUFE BLEIBEN AUF DER AGENDA

In den kommenden Monaten will Bosek die Strategie der Erste Group überarbeiten. Bis Oktober/November sollen die Details stehen und der Aufsichtsrat informiert werden, sagte der Manager. Fest stehe, dass die Bank weiterhin Zukäufe anstrebe, wenn der Preis passe. Entweder durch Konsolidierungen in bestehenden Märkten oder den Eintritt in neue Länder im östlichen Teil der EU. “Ein Land, das wir im Fokus haben, ist Polen”, sagte Bosek. “Polen war aber immer sehr teuer und es kann sein, dass es auch diesmal zu teuer ist”, fügte er an.

Das Institut will weiter 40 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses ausschütten. Sollte das Kapitalpolster hoch bleiben – Ende Juni lag die harte Kernkapitalquote (CET1) bei 15,5 Prozent – und sich keine Chancen für Zukäufe ergeben, könnte nach dem laufenden Aktienrückkauf von einer halben Milliarde Euro auch ein weiterer Rückkauf folgen.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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