Deutsche Bank einigt sich mit Großteil der Postbank-Kläger

(Stellt im dritten Satz klar: Zahlung von 31 Euro je Aktie erfolgt zusätzlich zu den bereits gezahlten 25 Euro. Ein Sprecher der Bank hat seine Angaben entsprechend korrigiert.)

München/Frankfurt (Reuters) – Vor einem drohenden Urteil des Oberlandesgerichts Köln im Streit um die Übernahme der Postbank hat sich die Deutsche Bank mit einem Großteil aller Kläger nach eigenen Angaben außergerichtlich geeinigt.

Mehr als 80 von ihnen hätten einem Vergleich zugestimmt, darunter die größte Einzelklägerin, teilte das größte deutsche Geldhaus am Mittwochabend mit. Diese Kläger erhielten nun einen Aufschlag von 31 Euro auf die vor 14 Jahren gezahlten 25 Euro je Postbank-Aktie, insgesamt also – einschließlich der aufgelaufenen Zinsen – 56 Euro je Aktie. Auf die ehemaligen Aktionäre der Postbank, die es nicht mehr auf einen Prozess ankommen lassen, entfielen laut Deutscher Bank fast 60 Prozent der Forderungen.

Die Deutsche Bank könne damit “die Kosten und Risiken des Rechtsstreits um die Postbank-Übernahme erheblich reduzieren”, sagte ein Sprecher. Daher kann sie ein Drittel der Rückstellungen von 1,3 Milliarden Euro auflösen, die sie im Frühjahr gebildet hatte, nachdem das Oberlandesgericht Köln angedeutet hatte, den ehemaligen Aktionären könnte tatsächlich ein Nachschlag auf die 25 Euro je Aktie zustehen. Im laufenden dritten Quartal werde das nun zu einem zusätzlichen Gewinn von 430 Millionen Euro führen, erklärte die Bank. Verhandlungen mit weiteren Klägern laufen offenbar noch.

Die Aktionäre der Deutschen Bank können nach dem Vergleich auf einen weiteren Aktienrückkauf oder höhere Dividenden hoffen – wenn die Finanzaufsicht BaFin mitspielt. “Angesichts der positiven Effekte auf unsere Kapitalplanung werden wir unsere Ausschüttungspläne prüfen und im Rahmen unseres laufenden Dialogs mit unseren Aufsichtsbehörden besprechen”, sagte der Sprecher.

Das OLG hatte erst am Montag sein eigentlich für Mittwoch (21. August) geplantes Urteil wegen “weiteren Beratungsbedarfs” auf den 23. Oktober vertagt. Ein Deutsche-Bank-Sprecher sagte, der Vergleich betreffe keinen der in diesem Verfahren klagenden Ex-Aktionäre. Diese machen nur einen Bruchteil der Kläger aus. Sie fordern bis zu 57,25 Euro zuzüglich der in 14 Jahren aufgelaufenen Zinsen – den Betrag, den die Deutsche Bank zwei Jahre zuvor für ein Postbank-Aktienpaket an die Deutsche Post gezahlt hatte. Daneben sind aber zahlreiche weitere Klagen vor deutschen Gerichten anhängig.

Die Deutsche Bank war mit der Transaktion 2008 bewusst unter der Marke von 30 Prozent geblieben, oberhalb der ein Pflichtangebot an alle Aktionäre fällig wird. Strittig ist aber, ob die Deutsche Bank durch ihre späteren Vereinbarungen mit der Post de facto nicht doch schon vor der offiziellen Übernahme 2010 Zugriff auf deren verbliebenen Anteil hatte.

Der Anwalt einer großen Aktionärsgruppe, Jan Bayer von der Kanzlei Bayer Krauss Huber, hatte am vergangenen Freitag von einem Vergleichsangebot über 36,50 Euro je Aktie berichtet, dieses aber als zu niedrig zurückgewiesen. Einer seiner Mandanten habe sich mit der Deutschen Bank geeinigt und seine Klage daraufhin zurückgezogen, erklärte Bayer am Mittwochabend.

(Bericht von Alexander Hübner; Mitarbeit: Tom Sims; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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