Ex-Wirecard-Chef Braun zu Schadenersatz an Insolvenzverwalter verurteilt

Berlin (Reuters) – Markus Braun und weitere Vorstandsmitglieder des Skandalkonzerns Wirecard sind wegen geplatzter Kredite an einen umstrittenen Geschäftspartner zu Schadenersatz an den Insolvenzverwalter in Millionenhöhe verurteilt worden.

Der Münchner Richter Helmut Krenek gab am Donnerstag der Klage des Insolvenzverwalters Michael Jaffe statt. Demnach hätten drei ehemalige Vorstandsmitglieder ihre Pflichten bei unternehmerischen Entscheidungen verletzt, als sie ein unbesichertes Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro an eine Firma in Singapur ausgereicht hätten. Zudem hätten die Vorstandsmitglieder – neben Firmenchef Braun die Finanz- und Produktvorstände – bei der Zeichnung von Schuldverschreibungen fahrlässig gehandelt. Sie hätten gegen anwaltlichen Rat auf eine gründliche finanzielle Prüfung verzichtet. Insgesamt stehe dem Insolvenzverwalter daher Schadenersatz von 140 Millionen Euro plus Zinsen zu.

Die Klage gegen ein Aufsichtsratsmitglied sei dagegen abgewiesen worden, teilte das Landgericht weiter mit. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Jaffe hatte argumentiert, dass Braun und die anderen Manager der Firma Ocap pflichtwidrig 200 Millionen Euro geliehen hätten, von dieser Summe seien nur 60 Millionen Euro zurückgezahlt worden. Ocap sei schon damals mit Zahlungen im Rückstand gewesen. Jaffe und geprellte Anleger versuchen, in verschiedenen Zivilprozessen Schadenersatz von Wirecard-Managern und Wirtschaftsprüfern sowie deren Haftpflichtversicherung einzuklagen.

Der Dax-Konzern Wirecard war 2020 zusammengebrochen, als aufflog, dass auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Milliarden Euro fehlten. Seither läuft die juristische Aufarbeitung, Braun und zwei weitere Ex-Manager müssen sich wegen Bilanzfälschung und Bandenbetrugs in einem Strafprozess in München verantworten. Braun befindet sich seit mehr als vier Jahren in Untersuchungshaft, der für das Asien-Geschäft zuständige Ex-Vorstand Jan Marsalek ist untergetaucht. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft sollen Braun sowie die Manager Stephan von Erffa und Oliver Bellenhaus milliardenschwere Geschäfte mit sogenannten Drittpartnern (TPA) erfunden haben. Sie spricht von Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Untreue. Die Anklage stützt sich unter anderem auf ein Geständnis von Bellenhaus. Braun und Erffa hingegen sehen sich als Opfer von Bellenhaus und Marsalek.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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