Berlin (Reuters) – Die Stimmung in der deutschen Chemiebranche hat sich entgegen dem Abwärtstrend in der Industrie aufgehellt.
Das Barometer für das Geschäftsklima stieg im August auf minus 5,6 Punkte, nach minus 9,8 Zählern im Juli, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. “Die Stimmung in der Chemischen Industrie trotzt dem allgemeinen Abwärtssog”, sagte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.
Zwar bleiben die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate mit minus 12,1 Punkten weiterhin verhalten. Die aktuelle Geschäftslage beurteilten die Unternehmen jedoch deutlich positiver als im Juni: Dieser Indikator stieg auf plus 1,2 Zähler, nachdem er zuvor mit minus 8,6 Punkten noch tief im negativen Bereich gelegen hatte.
Allerdings ist die Nachfrage in der Chemiebranche immer noch gering: 40,1 Prozent der Unternehmen klagen über rückläufige Auftragsbestände. Dafür konnten die Fertigwarenlager im August etwas abgebaut werden. “Damit sind vorerst keine deutlichen Produktionsrückgänge vorgesehen”, so das Ifo-Institut.
Angesichts der schwachen Gesamtkonjunktur in Deutschland setzen die Chemieunternehmen ihre Hoffnungen auf das Ausland: Ihre Exporterwartungen liegen im August im leicht positiven Bereich. “Der seit fast einem Jahr andauernde Rückgang der Energiepreise trägt zur wirtschaftlichen Stabilisierung in der Chemie bei”, sagte Wolf. “Nun richtet sich der Fokus auf die gesamtwirtschaftliche Lage.”
Die Ifo-Forscher rechnen in diesem Jahr mit einer Stagnation des Bruttoinlandsproduktes. Im Juni waren sie noch von einem Wachstum von 0,4 Prozent ausgegangen. Für 2025 kappten sie ihre Prognose vor wenigen Tagen ebenfalls, und zwar von 1,5 auf 0,9 Prozent. “Die deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute, während andere Länder den Aufwind spüren”, lautet das Fazit von Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)