Vonovia will nach Jahren des Sparens wieder wachsen

Düsseldorf (Reuters) – Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will nach der Schrumpfkur der vergangenen Jahre nun wieder auf Wachstum schalten.

Konzernchef Rolf Buch hatte den Strategiewechsel bereits für den November und die Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal angekündigt, nun sagte er dem “Handelsblatt”: “Anschließend werden wir den Cashflow nicht mehr dazu benötigen, um die Bilanz zu entlasten.” Buch will die Mittel also für neue Projekte nutzen. “Die fallenden Zinsen machen uns die Arbeit etwas einfacher”, sagte Buch der Zeitung weiter. Die Branche wittert bereits seit einiger Zeit Morgenluft, die Zeit des Preisverfalls am Wohnungsmarkt scheint vorbei.

Vonovia werde voraussichtlich noch im Laufe des Jahres von der Verkäufer- auf die Käuferseite wechseln, hatte Buch bereits im August angekündigt. Wenn der Konzern sein Verkaufsprogramm abgearbeitet habe, werde er wieder auf Wachstum setzen.

Hintergrund der Entwicklung ist, dass sich der zuletzt rasante Preisverfall bei Immobilien bis zum Sommer deutlich verlangsamt hatte. Vonovia hatte in der Vergangenheit wegen der Immobilienkrise den Wert seines Immobilienportfolios immer wieder herunterschreiben müssen und deshalb Milliardenverluste verzeichnet. Der Verkehrswert des Bestandes habe sich von Jahresbeginn bis Ende Juni aber nur noch um 1,7 Prozent auf 82,5 Milliarden Euro verringert, hatte Vonovia erklärt. Einen ersten Schritt in Richtung Offensive hatten die Bochumer danach bereits eingeleitet: Sie hatten angekündigt, zusätzliche Aktien der Tochter Deutsche Wohnen übernehmen zu wollen.

Hohe Zinsen, explodierende Baukosten, sinkende Immobilienpreise und ausbleibende Transaktionen hatten die nach Jahren der Expansion hoch verschuldeten Immobilienkonzerne belastet. Vonovia reagierte unter anderem mit einem Verkaufsprogramm, um die Milliarden-Schulden zu drücken. Für 2024 hatte Buch den Verkauf von Immobilien in einem Volumen von rund drei Milliarden Euro angekündigt.

Doch Vonovia hat bereits mehr eingenommen: Rund 3,3 Milliarden Euro spülten Verkäufe in die Kassen. Für 2024 erwarte das Unternehmen einen Liquiditätszufluss von rund vier Milliarden Euro, hatten die Bochumer erst Anfang Oktober erklärt. Vonovia gewinnt damit auch Raum für Zukäufe. Berichten einer britischen Fachzeitung zufolge könnte Vonovia nach einem Portfolio der kriselnden Adler Group greifen, an der die Bochumer beteiligt sind. Dabei handele es sich um knapp 6800 Wohnungen in Nordrhein-Westfalen.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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