Bei der BayWa müssen Chef und Finanzvorstand gehen

München (Reuters) – Der angeschlagene Agrarkonzern BayWa trennt sich von Vorstandschef Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber.

Pöllinger, der das Unternehmen seit eineinhalb Jahren führt, geht Ende Oktober, wie die BayWa am Donnerstag in München mitteilte. Helber, der seit fast 14 Jahren Finanzvorstand ist, soll noch den Jahresabschluss des verschachtelten Unternehmens fertigstellen und dann Ende März 2025 ausscheiden. Ihr Abschied hatte sich abgezeichnet, nachdem die BayWa im Sommer in eine existenzbedrohende Krise geraten war. Neuer starker Mann ist der Sanierungsexperte Michael Baur. Die BayWa hatte ihn von der Unternehmensberatung Alix Partners angeheuert, zunächst als externen Restrukturierer, später als Generalbevollmächtigten. Er soll nun in den Vorstand einziehen.

“Baur spielt dort natürlich eine sehr wichtige Rolle”, sagte Aufsichtsratschef Gregor Scheller der Nachrichtenagentur Reuters. “Die BayWa braucht auch einen Neuanfang.” Das Unternehmen zitierte Scheller mit den Worten: Die erforderliche Restrukturierung und die damit einhergehende neue Struktur der BayWa erfordern neue Kompetenz für den Vorstand.” Die Suche nach einem Nachfolger für Pöllinger habe begonnen. Scheller wollte sich nicht festlegen, wann die Suche abgeschlossen sein werde. Die BayWa-Aktie legte nach der Mitteilung fast vier Prozent auf 11,30 Euro zu.

Der hochverschuldete Agrar- und Baustoffhändler hatte im Juli akute Liquiditätsengpässe eingestehen müssen, unter anderem weil das Projektgeschäft mit Wind- und Solaranlagen ins Stocken geraten war und die Zinsen anzogen. Noch wenige Wochen zuvor hatte die BayWa eine Anleihe über 500 Millionen Euro getilgt, die Begebung einer neuen Anleihe war gescheitert, weil die Investoren dem Unternehmen damals schon misstrauten. Die Banken und die Großaktionäre aus dem Genossenschaftssektor stützen das Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Euro, eine endgültige Lösung soll bis zum Jahresende gefunden werden. Scheller wollte sich nicht zu Inhalten des Sanierungsgutachtens äußern, das die Trennung von einzelnen Geschäftsbereichen vorschlägt. Zunächst gehe es darum, Ruhe ins Unternehmen zu bringen.

Pöllinger war lange Jahre die rechte Hand seines Vorgängers als Vorstandschef, Klaus Josef Lutz. Dieser ging aber bald auf Distanz zu Pöllinger und trat als Aufsichtsratschef zurück, nachdem das Gremium eine Abberufung des Vorstandschefs nicht mittragen wollte.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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