Carlyle bietet nicht länger für Thyssen-Marinetochter

– von Christoph Steitz

Frankfurt (Reuters) – Der Finanzinvestor Carlyle wirft bei der Thyssenkrupp-Werftentochter TKMS das Handtuch.

“Wir können bestätigen, dass die Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group uns mitgeteilt hat, sich aus dem Bieterprozess zur Beteiligung an der Marinesparte von Thyssenkrupp zurückzuziehen”, teilte Thyssenkrupp am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters auf Anfrage mit. Thyssenkrupp halte indes weiter an den Plänen für eine Verselbstständigung der Tochter fest. “Dazu werden wir nun den von uns parallel angelegten Weg der Verselbstständigung des Marinesegments am Kapitalmarkt intensiv weiterverfolgen”, hieß es. Carlyle wollte sich nicht äußern. Thyssenkrupp-Aktien notierten im Minus.

Aber auch für industrielle Partnerschaften sei der Konzern weiter offen. Die Gespräche mit dem Bund über eine Beteiligung am Marinegeschäft wolle Thyssenkrupp fortsetzen. “Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass der Marinebereich in einer eigenständigen Aufstellung die weltweiten Wachstumschancen der Branche am besten nutzen kann”, teilte der Konzern weiter mit.

Carlyle und die staatseigene Förderbank KfW hatten Insidern zufolge in der Vergangenheit versucht, eine Mehrheit an TKMS zu übernehmen. Thyssenkrupp sucht seit Jahren eine Lösung für die Tochter, die unter anderem U-Boote und Fregatten herstellt. Überlegungen für einen Zusammenschluss mit der Bremer Lürssen-Werft oder Konkurrenten in Frankreich blieben ohne Ergebnis. TKMS mit Standorten unter anderem in Kiel, Hamburg und Bremen beschäftigt rund 7880 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 703 Millionen Euro.

Die Arbeitnehmerseite bei TKMS hatte sich zuletzt für einen Einstieg des Staates stark gemacht. Dann könnten die nötigen Zukunftsinvestitionen gestemmt werden, hatte die IG Metall erklärt. Sie hatte auch mit Carlyle gesprochen, um Beschäftigung und Standorte abzusichern. Insidern zufolge hatte die Gewerkschaft bereits Zustimmung signalisiert, wenn der Staat einsteigt oder Thyssenkrupp mit einer Sperrminorität von mindestens 25,1 Prozent beteiligt bleibt.

Im vergangenen Jahr hatte sich auch der Chef der italienischen Werftengruppe Fincantieri, Pierroberto Folgiero, für einen Zusammenschluss ausgesprochen. Die Italiener arbeiten bereits mit TKMS zusammen.

Thyssenkrupp behält sich neben einem Verkauf auch die Möglichkeit eines Spin-offs vor. Dies sei aber teurer, hatten Insider gesagt. Zudem müsse die Hauptversammlung darüber abstimmen.

(bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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