US-Konzern Wolfspeed legt Pläne für Chipfabrik im Saarland auf Eis

München (Reuters) – Der US-Halbleiterkonzern Wolfspeed hat seine Pläne für eine milliardenschwere Chipfabrik im saarländischen Ensdorf auf Eis gelegt.

Das Unternehmen begründete die Verzögerungen mit der schwachen Nachfrage nach Elektroautos, für die die Chips gedacht waren. “Wir glauben, dass wir für die absehbare Zukunft die Kapazitäten haben, die wir brauchen, um den geplanten Hochlauf bei unseren Kunden zu bedienen”, bestätigte eine Sprecherin von Wolfspeed am Mittwoch Informationen aus Branchenkreisen. “Aus diesem Grund setzen wir unsere Pläne für unsere nächste Chipfabrik in Ensdorf erst einmal aus.” Über die Auswirkungen spreche man derzeit mit der Bundesregierung, der saarländischen Landesregierung und dem Partner ZF Friedrichshafen.

Wenn die Nachfrage deutlich anziehe und zusätzliche Kapazitäten gebraucht würden, bleibe Europa dafür die erste Wahl und das Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf der bevorzugte Standort, erklärte die Sprecherin. Reuters hatte am Dienstag aus Branchenkreisen erfahren, dass Wolfspeed das 2,75 Milliarden Euro schwere Projekt auf Eis gelegt und sich der kriselnde Autozulieferer ZF daraus zurückgezogen habe. Das Friedrichshafener Unternehmen steht derzeit vor dem Abbau einer fünfstelligen Zahl von Arbeitsplätzen in Deutschland. Es wollte sich mit 170 Millionen Euro an der Wolfspeed-Fabrik beteiligen. Wolfspeed schreibt Verluste und hatte im Sommer bekanntgegeben, den Start des Fabrikbaus zu verschieben.

Die Unternehmen hatten den Plan Anfang 2023 im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigt. Mit staatlicher Hilfe sollte eine Fabrik entstehen, die von 2027 an Siliciumkarbid-Halbleiter fertigt. Ein Scheitern des Projekts wäre nach der Verschiebung der Chipfabrik von Intel in Magdeburg der zweite Rückschlag für die Strategie, Europa unabhängiger von Chipherstellern aus Asien zu machen.

(Bericht von Miranda Murray und Alexander Hübner. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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