Tesla trotzt der Elektroautoflaute – Musk sagt Wachstum voraus

(Reuters) – Der US-Elektroautohersteller Tesla trotzt der weltweiten Elektroautoflaute und fährt der Konkurrenz dank gesunkener Batteriekosten bei der Rendite davon.

Tesla-Chef Elon Musk sagte am Mittwoch bei der Vorstellung der Quartalszahlen, kein anderer Elektroautobauer sei profitabel, und seines Wissens nach verdiene auch kein traditioneller Autobauer mit Elektroautos Geld. “Und deswegen ist es bemerkenswert, dass Tesla trotz eines sehr herausfordernden Umfelds profitabel ist.” Weiteres Wachstum verspreche das Thema autonomes Fahren. Im kommenden Jahr werde Tesla 20 bis 30 Prozent mehr Autos verkaufen, unterstützt durch Fortschritte bei der autonomen Technologie und dank neuer günstigerer Modelle, sagte Musk. An der Börse weckte er damit die Kauflaune der Investoren: Die Tesla-Aktie schnellte im nachbörslichen Handel um zwölf Prozent nach oben, der Börsenwert des Unternehmens stieg dadurch um etwa 80 Milliarden Dollar.

Musk hatte vor zwei Wochen seine Vision eines selbststeuernden Robotaxis vorgestellt, war allerdings viele Details schuldig geblieben. Nun kündigte er die ersten autonomen Taxidienste für kommendes Jahr an, die Zustimmung der Behörden in Kalifornien und Texas vorausgesetzt. Dabei sollen zunächst Fahrzeuge der bereits existierenden Modellreihen Y und 3 zum Einsatz kommen. Das neue Cybercab – ein zweisitziges Auto mit Flügeltüren, das ohne Lenkrad auskommen soll – werde ab 2026 gebaut werden. Sein Ziel sei es, jährlich mindestens zwei Millionen Cybercabs zu bauen, sagte Musk, irgendwann könnten es auch vier Millionen werden.

Musk sagte, schon jetzt brächten autonome Fahrzeuge Tesla-Mitarbeiter in Kalifornien zur Arbeit. Nach der Robotaxi-Veranstaltung sei die Nachfrage nach dem Fahrerassistenzsystem “Full Self-Driving” (FSD) deutlich gestiegen. Das System, das bisher noch die Aufmerksamkeit des Fahrers erfordert, wird schon jetzt in vielen Tesla-Autos eingebaut und soll die technische Grundlage für die Fahrfunktionen und Steuerung des Robotaxi sein. Allerdings steht eine Straßenzulassung für den Einsatz ohne Fahrer noch aus, und bislang hat Tesla nach Angaben der Behörde in Kalifornien noch nicht einmal einen Antrag für einen Testbetrieb eingereicht. Für den Transport der eigenen Mitarbeiter sei eine Lizenz nicht nötig, weil diese Mitarbeiter nicht als Passagiere eingestuft würden. Musk selbst räumte ein, dass es in Kalifornien möglicherweise schwierig werden könnte: “Das ist nichts, was vollständig in unserer Kontrolle liegt.”

Bei einigen Analysten kamen die Ankündigungen gut an. “Tesla ist stark auf die Zukunft ausgerichtet, aber wir müssen herausfinden, wie sie dahin kommen”, sagte Jessica Caldwell, Leiterin der Analyseabteilung bei der Auto-Handelswebsite Edmunds. Tesla sei es besser gelungen als in der Vergangenheit, Details zu nennen. “Umsatz im gegenwärtigen schwierigen Marktumfeld zu machen und die Geschäfte in Schwung zu bringen ist nicht so sexy wie selbstfahrende Fahrzeuge und tanzende Roboter”, sagte sie. “Aber das ist entscheidend, um das Geld für die langfristige Vision des Unternehmens zu verdienen.”

MARGE IM AUTOGESCHÄFT GESTIEGEN

Auch im angestammten E-Autogeschäft läuft es für Tesla besser als im Frühjahrsquartal. Nach Reuters-Berechnungen lag die Gewinnmarge im Autogeschäft im Sommer mit 17,05 Prozent höher als im Frühjahr, als sie bei 14,6 Prozent gelegen hatte. Von Visible Alpha befragte Analysten hatten im Schnitt mit 14,9 Prozent gerechnet. Die Marge liegt damit über den Werten vieler anderer Autobauer. Zugute kamen Tesla die niedrigeren Materialkosten insbesondere für die Batterien. Die Produktionskosten für ein Fahrzeug fielen nach Tesla-Berechnungen auf etwa 35.100 Dollar und lagen damit so niedrig wie nie zuvor. Finanzchef Vaibhav Taneja sagte jedoch, es dürfte angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage “herausfordernd” sein, die Margen auch im vierten Quartal zu halten.

Der bereinigte Gewinn lag mit 72 Cents pro Aktie um 14 Cents über den Prognosen. Der Umsatz für den Zeitraum von Juli bis September belief sich auf 25,18 Milliarden Dollar und blieb damit hinter den Schätzungen von 25,37 Milliarden zurück. Die Nachfrage nach Autos und insbesondere Elektroautos schwächelt derzeit auf vielen Märkten, was auch deutschen Autobauern wie BMW und Volkswagen zu schaffen macht. In China hat es Tesla zudem mit der zunehmenden Konkurrenz heimischer Wettbewerber zu tun. In der Volksrepublik tobt derzeit immer noch ein von Tesla vor etwa einem Jahr angezettelter Preiskrieg. Um die Nachfrage nach den Fahrzeugen anzukurbeln, hatte Tesla wiederholt die Preise gesenkt.

(Bericht von Abhirup Roy, Akash Sriram und Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

tagreuters.com2024binary_LYNXMPEK9N0FF-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami