Boeing will am Kapitalmarkt bis zu 22 Mrd Dollar einsammeln

München/Bangalore (Reuters) – Der US-Flugzeugbauer Boeing will seine Finanzen mit einer bis zu 22 Milliarden Dollar schweren Kapitalerhöhung aufbessern.

Der Airbus-Rivale leidet unter den Folgen zahlreicher sicherheitsrelevanter Produktionsprobleme und eines Streiks von 33.000 Arbeitern, der das Unternehmen mehr als eine Milliarde Dollar im Monat kostet. Boeing will nun 90 Millionen neue Aktien verkaufen, die zum Schlusskurs vom Freitag fast 14 Milliarden Dollar wert sind, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Dazu kommen 100 Millionen Pflichtwandelanleihen, die weitere fünf Milliarden Dollar einbringen sollen. Sie werden in spätestens drei Jahren in Aktien gewandelt. Zum Handelsauftakt in New York fielen Boeing-Aktien um 1,8 Prozent.

Bei entsprechender Nachfrage könnten die Kapitalerhöhung um 13,5 Millionen Aktien und die Wandelanleihe um 750 Millionen Dollar aufgestockt werden. Neue Aktien werden in der Regel aber mit einem Abschlag auf den Börsenkurs ausgegeben, sodass der Gesamterlös am Ende deutlich geringer als 22 Milliarden Dollar ausfallen dürfte. Der Preis soll am Montag nach Börsenschluss festgesetzt werden. Reuters hatte erfahren, dass Boeing mehr als 15 Milliarden Dollar einnehmen wolle. Der Konzern hatte sich in einer Mitteilung an die Wertpapieraufsicht SEC einen Kapitalrahmen von bis zu 25 Milliarden Dollar einräumen lassen.

Die Kapitalerhöhung ist wichtig, damit Boeing sein Investment-Grade-Rating behalten kann – unter dieses Niveau, das einigen Investoren die Zeichnung von Anleihen erst erlaubt, war der Konzern bisher nie gefallen. Eine Verschlechterung würde die Finanzierung tendenziell verteuern. “Die Kapitalerhöhung ist der Kreditqualität sicher dienlich. Wir werden das in unser Rating im Lichte anhaltender Mittelabflüsse einbeziehen”, sagte der für die Flugzeugbranche zuständige S&P-Analyst Ben Tsocanos. Mit dem Geld will Boeing Schulden tilgen und weitere Verluste abfedern. Allein bis Februar 2026 werden Kredite über 11,5 Milliarden Dollar fällig, auf der hohen Kante hatte Boeing Ende September noch 10,5 Milliarden.

Der US-Flugzeugbauer steht unter verstärktem Druck, seit sich im Januar eine Türverkleidung bei einer Boeing 737 MAX von Alaska Airlines während des Fluges gelöst hat. Allein im dritten Quartal schrieb Boeing sechs Milliarden Dollar Verlust. Der neue Vorstandschef Kelly Ortberg erwartet, dass Boeing auch 2025 noch Geld verlieren wird. Er hat angekündigt, 17.000 Stellen – rund ein Zehntel der Belegschaft – zu streichen.

(Bericht von Utkarsh Shetti, Abhijith Ganapavaram und Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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