Berlin (Reuters) – Probleme mit einem von Continental gelieferten Bremssystem und die hartnäckige Marktschwäche in China: Der Gewinn beim Münchner Autobauer BMW ist im abgelaufenen Quartal massiv eingebrochen.
Unter dem Strich verdiente das Unternehmen nach Angaben vom Mittwoch nur noch 476 Millionen Euro, das sind 83,8 Prozent weniger als vor Jahresfrist. BMW-Chef Oliver Zipse sprach von “außergewöhnlichen Belastungen im dritten Quartal” und kündigte Besserung bis zum Jahresende an. Bis dann sollen die Fahrzeuge verkauft werden, die noch auf den Austausch ihrer Bremsen warten und deswegen die Lager bei BMW füllen.
An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die BMW-Aktien fielen zeitweise auf den niedrigsten Stand seit März 2022. Die Titel der anderen deutschen Autohersteller gaben allerdings ebenfalls deutlich nach. Jürgen Molnar, Anlagestratege beim Broker RoboMarkets sagte, auch wenn BMW vor allem ein schwächeres China-Geschäft für seinen Gewinnrückgang verantwortlich macht, sorgten auch mögliche Strafzölle in den USA nach dem Wahlsieg von Donald Trump für Kopfzerbrechen. Zipse verwies auf das große BMW-Werk in Spartanburg, wo insbesondere SUVs vom Band laufen. “Gerade wenn es zu Veränderungen in der Geopolitik kommt, ist es richtig, im Land zu sein, und das sind wir.”
UMSATZ UND GEWINN FÄLLT STÄRKER ALS VON ANALYSTEN ERWARTET
Im abgelaufenen Quartal brach die für das Unternehmen wichtige Gewinnmarge im Autogeschäft auf 2,3 Prozent ein, nachdem sie vor Jahresfrist noch an der Marke von zehn Prozent gekratzt hatte. Für das Gesamtjahr geht das Unternehmen von sechs bis sieben Prozent aus, langfristig hat sich BMW eine Zielmarke von acht bis zehn Prozent gesetzt. BMW nennt vor allem die Probleme mit dem Bremssystem als Grund für das schwache Quartal.
Schlimmstenfalls müssten bei 1,2 Millionen bereits ausgelieferten Autos die Bremsen getauscht werden, sagte Finanzchef Walter Mertl, dafür wurden Rückstellungen in einem hohen dreistelligen Millionenbereich gebildet. Weil das elektronische Bremssystem vor allem in den höherpreisigen Fahrzeugen eingebaut wurde, machten sich die in einigen Ländern verhängten Auslieferungssperren besonders stark in den Zahlen bemerkbar. Der Betriebsgewinn verringerte sich im dritten Quartal um fast zwei Drittel auf knapp 1,7 Milliarden Euro, der Umsatz sank um 15,7 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Die Zahlen fielen damit schlechter aus als vom Unternehmen befragte Analysten erwartet hatten.
Allerdings kommt dazu die allgemeine Schwäche auf dem chinesischen Markt, die derzeit auch Rivalen wie Mercedes-Benz, Volkswagen oder Porsche zu schaffen macht. BMW verkaufte im Sommerquartal fast ein Drittel weniger Autos in der Volksrepublik. Nun greife BMW seinen Händlern unter die Arme, sagte Mertl, etwa indem Boni vorzeitig ausgezahlt würden. Ziel sei es, die Profitabilität der Händler zu verbessern.
Der Finanzchef führte ungefähr die Hälfte des Absatzeinbruchs auf die Bremsprobleme zurück und sagte für das vierte Quartal Besserung voraus. Dennoch entspreche die derzeitige Entwicklung auf dem chinesischen Markt nicht den Wachstumsambitionen von BMW, sagte Zipse. Er sprach von einem erheblichen Preisdruck in den unteren Marktsegmenten und vor allem unter den chinesischen Herstellern. BMW reagiere damit seinerseits teilweise mit Preissenkungen. Derzeit sei davon der in China produzierte Mini betroffen.
Porsche und Mercedes-Benz hatten zuletzt angekündigt, gegen die China-Flaute ansparen zu wollen. Früher waren die deutschen Premiummarken führend in ihrem Segment in China. Doch der größte Automarkt der Welt stellt sich rasant auf E-Autos um. Dabei ziehen die Deutschen gegenüber günstigeren chinesischen Rivalen den Kürzeren. Dazu kommt der Preisverfall auf dem chinesischen Immobilienmarkt, der wohlhabende Chinesen trifft – die traditionelle Käufergruppe für deutsche Premium-Fahrzeuge.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)