Siemens Healthineers trotzt China-Schwäche und lässt US-Wahl abperlen

– von Jörn Poltz

München (Reuters) – Der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers erwartet auch nach dem Machtwechsel in den USA und trotz der anhaltenden Branchenprobleme in China weiter profitables Wachstum.

“Mit einem sehr guten vierten Quartal haben wir trotz der aktuellen Marktschwäche in China unsere Ziele für das Geschäftsjahr erreicht”, erklärte Vorstandschef Bernd Montag bei der Bilanzvorlage der Siemens-Tochter am Mittwoch in Erlangen. “Dieses Momentum nehmen wir mit ins Geschäftsjahr 2025.” Umsatz und Gewinn sollen sowohl in dem seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahr als auch mittelfristig weiter zulegen.

Dass in den USA künftig die Republikaner mit Donald Trump den Präsidenten stellen und auch Erfolge bei den Kongresswahlen erzielten, spielt für Healthineers nach Montags Angaben keine Rolle. “Im US-Markt erwarten wir keinen großen Einfluss auf die Nachfrage”, sagte der Vorstandschef. Siemens Healthineers sei zudem sehr gut positioniert für Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, da es in beiden Märkten jeweils für den lokalen Bedarf produziere.

An der Börse legte die Healthineers-Aktie um bis zu 8,8 Prozent zu und war damit einer der größten Gewinner im Leitindex Dax. Die Titel des Großaktionärs Siemens, der drei Viertel der Healthineers-Anteile hält, kletterten um 3,5 Prozent.

Dank florierender Geschäfte vor allem in der Krebsmedizin stieg der Konzernumsatz im abgelaufenen Jahr 2023/24 um 4,7 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro. Das lag im Rahmen der vom Vorstand in Aussicht gestellten Spanne und war so viel, wie Branchenexperten erwartet hatten. Der Gewinn kletterte operativ (bereinigtes Ebit) um acht Prozent auf 3,5 Milliarden Euro und unter dem Strich sogar um 28 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro. Auch das entsprach den Erwartungen. Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 95 Cent je Aktie erhalten.

Eine schleppende Nachfrage in China belastet die Branche schon geraume Zeit. Seit die chinesische Regierung im vergangenen Jahr begann, verstärkt gegen Bestechung im Gesundheitssektor vorzugehen, trauen sich Krankenhäuser kaum noch, neue Geräte zu kaufen, wie Montag erläuterte. Die Konkurrenten Philips aus den Niederlanden und GE Healthcare aus den USA hatten deswegen bereits ihre Wachstumsziele gekappt. Bei Siemens Healthineers litt im vierten Geschäftsquartal unter der Zurückhaltung der Chinesen besonders die in den übrigen Weltregionen boomende Krebssparte Varian, während das China-Geschäft der Bildgebungs-Sparte Imaging mit ihren Magnetresonanz- (MRT) und Computer-Tomographen (CT) stagnierte.

Siemens Healthineers erwartet deswegen in China vorerst einen weiteren Rückgang der Geschäfte. “Wir gehen davon aus, dass der Umsatz in China in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2025 im mittleren einstelligen bis hohen einstelligen Prozentbereich zurückgehen wird”, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz. “Und in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 gehen wir davon aus, dass der Umsatz in etwa auf dem Niveau der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2024 liegen wird.” Mittel- bis langfristig sei China jedoch ein attraktiver Markt. “Der chinesische Markt an sich ist absolut intakt”, sagte Vorstandschef Montag. “Der Bedarf ist da.”

In dem nun angelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 erwartet Montag ein Umsatzwachstum zwischen fünf und sechs Prozent. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie wird eine Bandbreite zwischen 2,35 Euro und 2,50 Euro anvisiert. Es hatte im zurückliegenden Jahr um vier Prozent auf 2,23 Euro zugelegt. Der Vorstandschef bestätigte auch die mittelfristigen Wachstumsziele des Konzerns.

(Bericht von Jörn Poltz, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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