Frankfurt (Reuters) – Der Dax hat am Mittwoch seine Rekordjagd fortgesetzt.
Der deutsche Leitindex legte bis zu 1,2 Prozent auf ein Allzeithoch von 20.260,61 Zählern zu, bevor er mit 20.232,14 Punkten 1,1 Prozent fester aus dem Handel ging. Damit verteidigte er die am Dienstag geknackte Marke von 20.000 Punkten und baute sein Plus seit Jahresbeginn auf rund 19 Prozent aus.
Die Anleger behielten trotz der politischen Turbulenzen in Frankreich und Südkorea die Nerven. “Auch die im Februar des kommenden Jahres anstehende Bundestagswahl und die anschließend befürchtete Hängepartie bis zur Regierungsbildung stehen einem weiteren Aufwind an der Frankfurter Börse eigentlich im Weg”, sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. “Doch an der Börse wird bekanntlich die Hoffnung gehandelt. Hoffnung darauf, dass es die USA konjunkturell schon richten wird.”
Der EuroStoxx50 legte 0,8 Prozent auf 4919,02 Zähler zu. Die wichtigsten Indizes an der Wall Street notierten ebenfalls zwischen 0,4 und einem Prozent im Plus.
STÖRT FRANKREICH DIE BÖRSEN-PARTY?
Bis zum Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Ende Januar dürften die Börsenampeln auf Grün stehen – der Dax könne aus technischer Sicht bis in die Region von 20.400 Zählern steigen, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. “Spätestens dann aber dürften sich die Anleger mit den möglichen Auswirkungen der ‘America First’-Politik beschäftigen, so wie sie es direkt nach der Wahl schon einmal getan haben.”
Anleger täten auch gut daran, die weitere Entwicklung im Nachbarland Frankreich zu beobachten, warnte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. Die rechtsnationale Partei Rassemblement National um Marine Le Pen sowie die Linksfraktion wollen Ministerpräsident Michel Barnier am Mittwochabend durch ein Misstrauensvotum stürzen.
An den französischen Märkten herrschte am Nachmittag noch die Ruhe vor dem Sturm. Der Pariser Leitindex CAC 40 schloss 0,7 Prozent im Plus. Die Rendite französischer zehnjähriger Staatsanleihen pendelte mit 2,897 Prozent um das Vortagsniveau. Der Renditeabstand zu den deutschen Pendants lag bei 83,4 Basispunkten. Der Euro stand mit 1,0529 Dollar 0,2 Prozent höher.
ÜBERNAHMEFIEBER BEI PRO7 – NEUER CAMPARI-CHEF KOMMT GUT AN
Am europäischen Aktienmarkt waren Einzelhandelstitel den fünften Handelstag in Folge gefragt. Auf einem Rekordhoch notierte zudem der Industriesektor-Index, der in diesem Jahr bislang 17 Prozent gewonnen hat. Angetrieben wird die Hausse von Luft- und Raumfahrtaktien sowie Rüstungswerten.
Bei den Einzelwerten griffen Anleger von SAP nach einem ermutigenden Ausblick des US-Konkurrenten Salesforce zu. Die Aktien des größten europäischen Software-Hauses stiegen um bis zu 3,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 241,95 Euro und schlossen nur knapp darunter. Salesforce gewannen an der Wall Street fast neun Prozent.
Beflügelt von Übernahmespekulationen hoben die im Nebenwerteindex MDax gelisteten Titel von ProSiebenSat.1 um 12,7 Prozent ab. Der italienische Großaktionär MFE-MediaForEurope lotet einem Insider zufolge bei Banken einen Milliarden-Kredit zur möglichen Übernahme von ProSiebenSat.1 aus.
Der angekündigte Rückzug des Finanzchefs Hans Martin Smith zum Jahresende kam bei Anlegern von Vestas dagegen nicht gut an. Die Aktien des dänischen Windturbinenherstellers fielen um 10,9 Prozent.
Defensive Sektoren wie Gesundheitswesen, Versorger und Telekommunikation gehörten ebenfalls zu den größten Verlierern.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Anika Ross.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)