Frankfurt (Reuters) – Im Dax stehen die Zeichen auf Ausverkauf: Für den deutschen Leitindex ging es am Freitag erneut deutlich bergab.
Er verlor am großen Verfallstermin 1,3 Prozent auf 19.700 Zähler, seit Wochenbeginn hat er damit rund 700 Punkte verloren. Der EuroStoxx50 gab 1,1 Prozent nach. Wer sich auf einen ruhigen Jahresausklang mit sicher geglaubten Börsengewinnen eingestellt habe, komme nun doch leicht ins Grübeln, sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Angesichts der Aussicht auf eine restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank Fed hat der Dax in den Korrekturmodus geschaltet und die 20.000er-Marke mittlerweile deutlich unterschritten.
Für einen zusätzlichen Stimmungsdämpfer sorgte auch der künftige US-Präsident Donald Trump, der seine Zolldrohung gegen die Europäische Union mit einer Forderung zum Kauf von Öl und Gas aus den Vereinigten Staaten bekräftigte. Der Republikaner hatte im Wahlkampf gedroht, Europa werde einen hohen Preis für den seit Jahrzehnten bestehenden Überschuss im Handel mit den USA zahlen, und Zölle auf Waren aus der EU von zehn oder 20 Prozent ins Spiel gebracht. Das könnte insbesondere Exporteuropameister Deutschland stark treffen, denn die USA sind der größte Abnehmer von Waren “Made in Germany”. Die Investoren hätten die Risiken, die mit der Präsidentschaft Trumps verbunden seien, schon lange im Hinterkopf, sagte Danni Hewson vom Börsenmakler AJ Bell. Aber Trumps jüngste Kommentare dürften den Blick darauf noch einmal verschärfen.
KOMMT ES ZUM “SHUTDOWN” IN DEN USA?
Ebenfalls im Fokus stand der Haushaltsstreit in den USA, der einen möglichen “shutdown”, einen Ausgabenstopp auf Bundesebene, zur Folge haben könnte. Während der unter Zeitdruck geführten Debatte darüber im Kongress hat Trump nun eine komplette Abschaffung der Schuldenobergrenze gefordert. Sollte sich der Kongress nicht auf eine Übergangsfinanzierung einigen, würden ab Samstag Teile des Verwaltungs- und Regierungsapparats heruntergefahren, wie zuletzt in den Jahren 2018 und 2019 während Trumps erster Amtszeit. Der “shutdown” könne bis zur erneuten Amtsübernahme von Donald Trump im Januar anhalten, schreibt Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Der Dollar-Index verzeichnete vor diesem Hintergrund leichte Einbußen, notierte mit 108,18 Punkten aber noch in Reichweite seines jüngsten Zwei-Jahres-Hochs von 108,541 Zählern.
Die gedämpften Zinssenkungserwartungen in den USA trieben dem Dollar-Index auf Wochensicht um gut 1,4 Prozent nach oben. Da die Notenbank Fed am Mittwoch ein langsameres Tempo für zukünftige geldpolitische Lockerungen signalisierte, gehen Experten davon aus, dass sich die Dollar-Stärke zunächst fortsetzen dürfte. Neue Hinweise auf den Zinskurs der Währungshüter erhoffen sich die Anleger am Nachmittag vom PCE-Deflator der persönlichen Konsumausgaben, dem von der Fed bevorzugten Inflationsmaß. “Eine trendmäßige Verringerung der Jahresrate wäre vonnöten, um der Fed den Spielraum für weitere geldpolitische Lockerungen zu geben. Danach sieht es heute wohl nicht aus”, prognostizierten die Analysten der Helaba. Der Euro erholte sich etwas von seinen jüngsten Verlusten und notierte mit 1,0388 Dollar 0,3 Prozent fester.
DEUTSCHE-BANK-AKTIE UNTER DRUCK
Bei den Einzelwerten verzeichnete viele Werte am so genannten Hexensabbat deutliche Kurssprünge. Am dreifache Verfallstag von Optionen und Futures auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen. Auf der Verliererseite stachen vor allem die Titel der Deutschen Bank mit einem Abschlag von zeitweise knapp vier Prozent heraus. Die Aussicht auf eine millionenschwere Belastung durch Rechtsstreitigkeiten in Polen drückte die Aktien.
Federn lassen mussten auch die Papiere von Gerresheimer, die um 13,8 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 62,90 Euro fielen. Die Titel des Spezialverpackungsanbieters reagierten laut einem Händler auf enttäuschende Studiendaten zum Abnehmmedikament CagriSema von Novo Nordisk. Gerresheimer macht einen Teil seines Geschäfts mit Herstellern von Medikamenten für Diabetes und zur Gewichtsabnahme. Die Papiere von Novo Nordisk rauschten an der Börse in Kopenhagen um rund 29 Prozent in die Tiefe. Die Titel des US-Konkurrenten Eli Lilly stiegen im vorbörslichen US-Handel um 6,6 Prozent.
(Bericht von: Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)