Merck & Co setzt auf neue Abnehmpille – Milliarden-Deal mit Hansoh

Frankfurt (Reuters) – Der US-Pharmakonzern Merck & Co hat sich in einem potenziell milliardenschweren Deal die Rechte an einem neuen Adipositas-Medikament gesichert.

Mit der chinesischen Biotechfirma Hansoh Pharmaceuticals schloss Merck & Co eine exklusive weltweite Lizenzvereinbarung zur Entwicklung, Herstellung und Vermarktung des Mittels HS-10535, wie der US-Konzern am Mittwoch mitteilte. Hansoh erhält dafür eine Vorauszahlung über 112 Millionen Dollar, darüber hinaus winken erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von bis zu 1,9 Milliarden Dollar. Zudem bleibt Hansoh in China das Recht, die Abnehmpille unter bestimmten Bedingungen mitzuvermarkten oder eigenständig zu vertreiben.

HS-10535 gehört wie auch die bekannte Abnehmspritze Wegovy von Novo Nordisk zur Klasse der GLP-1-Rezeptor-Agonisten, wird aber oral verabreicht. Gegenwärtig befindet sich das Mittel noch in der präklinischen Entwicklung und ist damit noch Jahre von einer möglichen Marktzulassung entfernt. Merck & Co plane, neben der Gewichtsreduktion auch das Potenzial des Mittels auf kardiometabolische Vorteile zu untersuchen, erklärte Dean Li, Präsident der Merck Research Laboratories.

Merck & Co steht im Markt für orale Adipositas-Medikamente in Konkurrenz mit einer Reihe anderer Unternehmen wie Eli Lilly, Amgen, Pfizer, Structure Therapeutics und Viking. Diese hoffen, Patienten eine bequemere Alternative zu den wöchentlichen Injektionen der bekannten Abnehmspritzen bieten zu können. Analysten bewerten Mercks Einstieg jedoch kritisch: “Wir sehen das Timing als Herausforderung”, sagte Courtney Breen von Bernstein. Konkurrenten wie Lillys Abnehmpille Orforglipron seien bereits deutlich weiter fortgeschritten.

Neben der Kooperation mit Hansoh entwickelt Merck & Co auch ein eigenes GLP-1-Medikament, Efinopegdutide, das auf die Behandlung von nicht-alkoholischer Fettleberentzündung abzielt. Der Konzern hatte zuvor angekündigt, sich im schnell wachsenden Markt für Adipositas-Medikamente auf Möglichkeiten der zweiten und dritten Generation zu konzentrieren, wie etwa orale Versionen und Mittel, die auch Begleiterkrankungen der Fettleibigkeit behandeln können.

Mit der Kooperation mit Hansoh reiht sich Merck & Co zudem in eine wachsende Zahl westlicher Unternehmen ein, die auf chinesische Biotech-Innovationen setzen. So hatte etwa AstraZeneca vor gut einem Jahr von der chinesischen Biotechfirma Eccogene ebenfalls die Rechte an einer in der Entwicklung befindlichen Abnehmpille erworben.

(Bericht von Patricia Weiß und Bhanvi Satija in Bangalore. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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