Frankfurt (Reuters) – Nach dem schwungvollen Wochenauftakt haben Anleger an den europäischen Aktienmärkten wieder einen Gang zurückgeschaltet.
Der Dax schob sich am Dienstag um 0,3 Prozent auf 20.282 Punkte vor, nachdem er am Montag um 1,6 Prozent nach oben gesprungen war. Der EuroStoxx50 zog ähnlich stark auf 5005 Zähler an. Kurstreiber waren zu Wochenbeginn Spekulationen über eine weniger aggressive Zollpolitik in den USA als im US-Präsidentschaftswahlkampf von Donald Trump in Aussicht gestellt.
“Die Finanzmärkte folgerten, dass ein eingeschränkter Geltungsbereich der Zölle mittelfristig geringeren Inflationsdruck sowie niedrigere US-Zinsen und -Renditen zur Folge haben dürfte”, kommentierte Ulrich Stephan, Anlagestratege der Deutschen Bank. Nachdem Trump einen entsprechenden Bericht dementierte, bröckelten die Kursausschläge wieder ab. “Die Kursschwankungen deuten an, wie stark und schwankungsanfällig die Finanzmärkte auf Meldungen zur US-Handelspolitik reagieren.”
INFLATIONSERWARTUNGEN STEIGEN
Verbraucher in der Euro-Zone haben unterdessen einer Umfrage der Europäischen Zentralbank zufolge ihre Inflationserwartungen nach oben geschraubt. Im Mittel rechneten Konsumenten im November damit, dass die Teuerungsrate auf Zwölf-Monats-Sicht bei 2,6 Prozent liegen wird, wie die EZB mitteilte. In der vorangegangenen Oktober-Umfrage hatten sie noch mit 2,5 Prozent gerechnet. Während die deutsche Teuerungsrate zum Jahresende auf 2,6 Prozent und damit auf den höchsten Wert seit einem Jahr kletterte, stiegen die Verbraucherpreise in Frankreich im Dezember nur noch um 1,3 Prozent.
Die Inflation in der Eurozone hat zum Jahresende wie erwartet weiter zugelegt. Die Preise für Waren und Dienstleistungen erhöhten sich im Dezember um durchschnittlich 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im November hatte die Teuerungsrate bei 2,2 Prozent gelegen, im Oktober bei 2,0 Prozent und im September bei 1,7 Prozent. Der dritte Anstieg in Folge dürfte der EZB auf ihrem Zinssenkungskurs sehr ungelegen kommen. Sie hatte allerdings mit einer ruckeligen Inflationsentwicklung gerechnet. Die nächste Zinssitzung der EZB ist am 30. Januar.
KION UND NEXT LEGEN ZU
Bei den Einzelwerten kletterten Kion-Aktien um bis zu zehn Prozent nach oben und machten damit die vorangegangenen Verluste seit Jahresbeginn wieder wett. Der Gabelstapler-Hersteller arbeitet mit dem IT-Dienstleister Accenture daran, mithilfe von KI-Chips des US-Konzerns Nvidia die Lieferketten zu verbessern. “Die Aktien reagierten etwas über, da ein wichtiger KI-Player wie Nvidia dabei ist und die Aktien in den letzten Monaten unterdurchschnittlich abschnitten”, kommentierte ein Händler den Kurssprung bei Kion.
Auch beim Modehändler Next griffen Anleger zu und trieben die Titel in London um bis zu 4,3 Prozent nach oben. Der Bekleidungshändler punktete nach einem starken Weihnachtsgeschäft mit der vierten Anhebung der Gewinnprognose in sechs Monaten. Next rechnet nun für das bis Januar 2025 laufende Geschäftsjahr beim Vorsteuergewinn mit 1,01 Milliarden Pfund und damit mit fünf Millionen Pfund mehr als bislang. Next wird gerne als Indikator dafür genommen, wie es den britischen Verbrauchern geht. Im Fahrwasser zogen auch andere Einzelhändler an und ließen den europäischen Branchenindex um rund ein Prozent steigen.
Dagegen setzten Spekulationen über eine Aufgabe des Renditeziels von 14 Prozent Mercedes-Benz zu. Die Titel gaben in der Spitze um zwei Prozent nach und gehörten damit zu den schwächsten Dax-Werten. Das “Handelsblatt” hatte berichtet, dass der Autobauer sein Margenziel aufgeben und diesen Schritt im Rahmen eines Kapitalmarkttags im Februar verkünden könnte. Dabei strebe Mercedes an, das Margenziel zumindest zweistellig zu halten. Das Unternehmen habe eine “sonnige” (14 Prozent), “normale” und “regnerische” (8-10 Prozent) Margenprognose für das Geschäftsjahr gehabt, so dass die Nachricht weniger negativ sein könnte als sie klinge, kommentierte ein Händler.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)