Dänemark und Schweden plötzlich attraktivste Standorte für Familienunternehmen

Berlin (Reuters) – Industriestaaten können ihre Standortbedingungen innerhalb weniger Jahre deutlich verbessern.

Das geht aus einem Ranking hervor, das auf der Analyse verschiedener Standortkriterien aus Sicht größerer Familienunternehmen beruht und das am Montag in München veröffentlicht wurde. Demnach haben sich in den vergangenen beiden Jahren vor allem Dänemark und Schweden massiv verbessert und sind für Familienunternehmen mittlerweile die beiden attraktivsten Standorte – noch vor Kanada, den USA und der Schweiz. Deutschland hat sich leicht verbessert, liegt aber weiterhin abgeschlagen im unteren Drittel. Auch andere größere europäische Länder haben strukturelle Probleme.

Dänemark ist der Studie zufolge 2024 auf den ersten Platz gesprungen. Bei der vorherigen Erhebung im Jahr 2022 rangierte das Land nur auf dem achten Platz. Hier wird die Infrastruktur sehr positiv bewertet, ebenso wie die vergleichsweise günstigen Strompreise. Die Versorgungssicherheit mit Strom wird zudem als hoch eingeschätzt, die Importrisiken für Öl, Gas und Kohle als gering. Schweden verbesserte sich von Rang vier auf zwei. Hier gibt es Verbesserungen bei den Arbeitskosten und bessere Bildungswerte, abgelesen an den Pisa-Ergebnissen.

Die Autoren der Studie vom Zentrum für Europäische Wirtschaftspolitik (ZEW) betonten, auch EU-Länder mit ausgeprägten Sozialstaatsmodellen könnten hochattraktive Standortbedingungen bieten. “Dänemark und Schweden haben dies bewiesen.” Angesichts neuer Herausforderungen zeigten sich kleinere Länder als anpassungsfähiger. Die beiden skandinavischen Staaten setzten zudem auf marktorientierte Ansätze in der Klimapolitik.

Deutschland liegt von 21 untersuchten Staaten auf dem 17. Platz, zwar ein Rang besser als 2022, aber keine wirkliche Trendwende. Fortschritte werden Deutschland vor allem im Energiebereich bescheinigt, trotz weiterhin hoher Strompreise. Positiv wird die Abkoppelung von russischen Energie-Importen bewertet, ebenso die hohe Versorgungssicherheit. Schwachstellen gibt es im Bildungsbereich, zudem wegen hoher Arbeitskosten und der starken Bürokratie. Nötig seien strukturelle Reformen wie Steuersenkungen. Vorhandene Finanzspielräume sollten für Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung und eine Verwaltungsmodernisierung genutzt werden. Zudem müssten ganze Gesetze auf den Prüfstand, um das Bürokratiedickicht zu lichten.

In dem Länder-Ranking sind die USA vom Spitzenplatz auf den vierten Rang zurückgefallen. Kanada belegt den dritten Platz statt zuvor den zweiten. Auch die Schweiz ist etwas zurückgefallen auf den fünften Rang. Hinter Deutschland liegen am Ende noch Ungarn, Frankreich, Spanien und Italien.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL0J05Z-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami