BGA: Großhändler stagnieren 2025, Exportfirmen fürchten Umsatzminus

Berlin (Reuters) – Die deutschen Groß- und Außenhändler zeichnen ein düsteres Bild für 2025.

“Wir stecken im Tunnel, aber ohne Licht”, sagte Dirk Jandura, Präsident des Branchenverbandes BGA, am Dienstag zu Journalisten. Die Bundestagswahl Ende Februar werde nach zwei Rezessionsjahren zur Schicksalswahl. Für den Großhandel prognostizierte der Verband preisbereinigt Stagnation in diesem Jahr. Die Außenhandelsumsätze dürften um 2,7 Prozent sinken. In diesen Schätzungen seien Handelskonflikte mit den USA unter Führung des neuen Präsidenten Donald Trump noch nicht richtig enthalten.

“Wir dürfen nicht in Panik verfallen”, sagte Jandura. Trump drohe zwar sehr häufig, um einen besseren Deal für die USA durchzusetzen. Er sei aber ein Pragmatiker. Die in Europa für Handelspolitik zuständige EU-Kommission müsse nun zunächst in Ruhe bewerten, wie Trump gegen seine Nachbarn Mexiko und Kanada vorgehe. Hier stehen Sonderzölle womöglich schon ab Februar im Raum. Zölle und Gegenzölle seien nicht der richtige Weg für die exportabhängige deutsche Wirtschaft, so Jandura. “Sie schaden immer beiden Seiten.” Sie würden auch für die USA schnell Wohlstandsverluste bedeuten. Stattdessen sollten lieber die Handelsbeziehungen in anderen Weltregionen vertieft werden, etwa in Südamerika.

Der BGA hat im Dezember seine überwiegend mittelständischen Mitgliedsunternehmen befragt. 36 Prozent gaben dabei an, im vergangenen Jahr weniger investiert zu haben. 30 Prozent planen dieses Jahr einen Stellenabbau. Zwei Drittel der Großhändler hätten im vergangenen halben Jahr sinkende Umsätze verzeichnet, für 2025 rechneten 40 Prozent mit einem weiteren Umsatzrückgang. “Schlechtere Zahlen habe ich bisher nie gesehen”, so Jandura. Im Außenhandel erwarteten rund 80 Prozent einen weiteren Mengen- und Umsatzrückgang in diesem Jahr.

“Hier bröckelt das Fundament der deutschen Wirtschaft”, warnte der Verbandschef. “Die Aufträge brechen weg, die Investitionen sinken, die Insolvenzen steigen.” Der Mittelstand habe das Vertrauen in die Politik verloren. Im Wahlkampf müsse die schlechte wirtschaftliche Lage deswegen stärker thematisiert werden. “Wenn der Mittelstand dichtmacht, erholt sich dieses Land nicht mehr.”

Jandura forderte niedrigere Steuern und Arbeitskosten. Kurzfristig sei aber die überbordende Bürokratie der größte Hebel. “Sie liegt wie eine Schlinge um den Hals von uns Unternehmerinnen und Unternehmern. Jede neue Vorschrift, jedes neue Gesetz zieht sie enger zu.” Hier müsse die nächste Bundesregierung schnell für Entlastung sorgen. Dem Münchner Ifo-Institut zufolge liegen die Bürokratiekosten für Unternehmen bei 65 Milliarden Euro pro Jahr.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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