Münchener Rück beim Gewinn noch nicht am “Ende der Fahnenstange”

München (Reuters) – Münchener-Rück-Chef Joachim Wenning sieht auch nach dem für 2025 angepeilten Rekordgewinn von sechs Milliarden Euro noch Steigerungspotenzial für den weltgrößten Rückversicherer.

“Es sieht nicht so aus, als wären wir am Ende der Fahnenstange angelangt”, sagte er beim Neujahrsempfang der Münchener Rück am Dienstagabend in München. Einziger Unsicherheitsfaktor seien die Preiszyklen in der Schaden-Rückversicherung, die seit Jahren von einem harten Markt mit steigenden Preisen profitiert. “An dieser Stelle besteht das einzige Fragezeichen.” Zurzeit setze sich das Wachstum fort, wenn auch etwas abgeschwächt. Die stabile Leben-Rückversicherung und die Erstversicherungstochter Ergo könnten das aber ausgleichen.

Im abgelaufenen Jahr habe die Münchener Rück die erwarteten fünf Milliarden Euro Gewinn geschafft, sagte Wenning. “Es wird ein Rekordjahr – und das wird es auch gut werden.” Das gab dem Rückversicherer an der Börse Rückenwind: Die Papiere stiegen am Mittwoch um bis zu 3,7 Prozent auf 520,20 Euro.

Binnen fünf Jahren werde die Münchener Rück ihren Gewinn bis 2025 mehr als verdoppelt haben, sagte der Vorstandschef. Die steigenden Preise, die Umstellung der Bilanzierung auf IFRS 4/17 und der Zinsanstieg hätten dazu beigetragen. “Im Ergebnis stehen wir an der Spitze des Wettbewerbsumfeldes – und da wollen wir auch bleiben.” Im Dezember wolle der weltgrößte Rückversicherer seine Ziele für die folgenden Jahre festlegen, kündigte er an. “Wir schauen weiter mit großer Zuversicht in die Zukunft.”

ZUKÄUFE FÜR GSI: “DAS MEISTE SCHEITERT AM PREIS”

Eine wichtigere Rolle soll dabei das Spezialversicherungs-Geschäft spielen, das die Münchener Rück zumeist ohne den Umweg über die Erstversicherer zeichnet. Seit kurzem ist die “Global Specialty Insurance” (GSI) eine eigenständige Sparte mit einem Prämienvolumen von rund zehn Milliarden Euro – fast ein Viertel des gesamten Volumens der Rückversicherung, aus der sie ausgegliedert wurde. Sie liefere einen “materiellen, wachsenden Ergebnisbeitrag”, sagte Rückversicherungs-Vorstand Thomas Blunck. Rund 90 Prozent des Geschäfts von GSI entfallen auf die USA, der Rest auf Großbritannien. Das soll sich ändern: Blunck will das Geschäft in Asien und Europa ausbauen, auch mit Zukäufen. “Aber das ist das Unsicherste, was man sich vorstellen kann. Das meiste scheitert am Preis.”

Die seit Wochen tobenden Waldbrände rund um Los Angeles beschäftigen auch die Münchener Rück. Schätzungen von 20 bis 30 Milliarden Dollar für den versicherten Schaden seien plausibel, sagte Wenning. Der volkswirtschaftliche Schaden dürfte bei mehr als 100 Milliarden liegen. Für die Münchener Rück sei es sicher ein Großschaden. Dieser sei aber mit den Rückstellungen für Naturkatastrophen abgedeckt, betonte Rückversicherungs-Vorstand Blunck. “Das wirft uns also überhaupt nicht aus der Bahn.”

Blunck wies Vorwürfe zurück, dass sich die Rückversicherer angesichts der wiederholten Waldbrände aus der Absicherung von Naturkatastrophen in Kalifornien zurückgezogen hätten. “Wir haben dort normalen Risikoappetit.” Doch seien die Selbstbehalte für die Erstversicherer schon in den vergangenen Jahren erhöht worden.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL0L07T-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami