SAP übertrifft Ziele und erwartet mehr Wachstum

– von Hakan Ersen

Walldorf (Reuters) – Unterstützt vom Siegeszug Künstlicher Intelligenz (KI) erntet SAP die Früchte der Konzentration auf das Cloud-Geschäft.

Der Walldorfer Software-Konzern übertraf mit seiner Bilanz für 2024 die eigenen Ziele und stellte für das laufende Jahr ein beschleunigtes Wachstum in Aussicht. “Wir haben bewiesen, dass wir ambitionierte Pläne wahr machen können”, sagte Konzernchef Christian Klein bei einer Pressekonferenz am Dienstag. “2024 war ein Rekordjahr. Jetzt legen wir die Messlatte höher.”

Für 2025 peilt SAP den Angaben zufolge einen operativen Gewinn von 10,3 bis 10,6 Milliarden Euro an. Bislang hatte die Firma 10,2 Milliarden Euro anvisiert. In den vergangenen Monaten steigerte sie das bereinigte Betriebsergebnis um 26 Prozent auf 8,15 Milliarden Euro. Die wichtigen Cloud-Umsätze kletterten in ähnlichem Umfang auf 17,14 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand legte um sogar 29 Prozent zu. “Dabei waren die KI-Funktionen für die Kunden der entscheidende Faktor”, betonte Konzernchef Klein. Das Cloud-Geschäft werde 2025 voraussichtlich um 26 bis 28 Prozent wachsen, während sich der Anstieg des Auftragsbestands etwas verlangsamen werde. Der Grund hierfür seien Basis-Effekte, da die Bücher bereits prall gefüllt seien, erläuterte SAP-Finanzchef Dominik Asam.

NEUE CHINA-KI EHER HOFFNUNGSTRÄGER ALS GEFAHR

Von der Aufregung um die neue chinesische Künstliche Intelligenz (KI) DeepSeek ließ sich SAP-Chef Klein nicht anstecken. “Gestern war ein guter Tag für SAP”, sagte Klein. Es zahle sich aus, dass in den Produkten seines Unternehmens zahlreiche KI-Modelle zum Einsatz kämen. SAP wähle jeweils dasjenige aus, das für einen bestimmten Anwendungsfall am geeignetsten sei. Die Leistungsfähigkeit von DeepSeek bezeichnete er als großartig.

Zum Wochenauftakt hatte die Furcht vor einer technologisch gleichwertigen, aber deutlich günstigeren KI-Konkurrenz aus China einen Ausverkauf bei westlichen Technologiewerten ausgelöst. Den Angaben des Anbieters DeepSeek zufolge ist für das Training und den Betrieb des Programms nur ein Bruchteil der Rechenpower vonnöten. Daher lägen die Entwicklungskosten deutlich unter denen für ChatGPT & Co.

Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung beim Digitalverband Bitkom, hält den Wettlauf um die Künstliche Intelligenz für Deutschland und Europa noch nicht verloren. “Nur müssen wir endlich das Warmmachen beenden und mit dem Rennen beginnen”, sagte sie zu Reuters. Ähnlich argumentierte SAP-Chef Klein, der auf die aus seiner Sicht sehr gute KI der französischen Firma Mistral verwies.

VERHALTENES KURSPLUS – NEUE STRATEGIE- UND TECHNOLOGIE-CHEFS

Analysten lobten die SAP-Geschäftszahlen und den Ausblick. Dennoch konnte die Aktie ihre anfänglichen Kursgewinne nicht halten und notierte am Mittag nur knapp im Plus. “Gewinnmitnahmen setzen jetzt ein, was aber nach der Rally der Aktie in den vergangenen zwei Jahren mit einer Verdreifachung des Kurses kein Grund zur Sorge darstellt”, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.

Parallel zur Veröffentlichung der Bilanz gab SAP die Ernennung von Sebastian Steinhäuser zum Strategie-Chef bekannt. Außerdem verlängerte das Unternehmen den Vertrag von Tobias Saueressig, der das wichtige Cloud-Geschäft verantwortet, um drei Jahre bis 2028. Den Posten des im September zurückgetretenen Thomas Müller als Technologie-Chef übernehme Philipp Herzig, der künftig Teil des erweiterten Vorstands sein werde.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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