Niederländische Großbank ING mit mauem Ertragsausblick – Aktie verliert

Danzig (Reuters) – Die größte niederländische Bank ING wagt nach Vorlage unerwartet schwacher Gewinnzahlen nur einen verhaltenen Ausblick für das laufende Jahr.

Konzernchef Steven van Rijswijk stellte am Donnerstag vor dem Hintergrund sinkender Zinsen im Euroraum für das Gesamtjahr 2025 lediglich stagnierende Erträge in Aussicht. “Wir erwarten Erträge auf dem gleichen Niveau wie im vergangenen Jahr”, kündigte er an. Das Geldhaus, das rund 40 Millionen Kunden in über 40 Ländern hat und auch in Deutschland aktiv ist, will den erwarteten Dämpfer für seine Nettozinseinnahmen unter anderem durch höhere Gebühren abfedern. An der Börse kamen Zahlen und Ausblick nicht gut an: Die ING-Aktie büßte im Handel 2,9 Prozent ein.

Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt seit Juni 2024 einen Zinssenkungskurs und hat seitdem die Schlüsselsätze bereits fünf Mal nach unten gesetzt. Der jüngste Zinsschritt erfolgte erst vergangene Woche. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, der als Leitzins für die Euro-Zone gilt, liegt inzwischen bei 2,75 Prozent. Und es werden weitere Zinssenkungen der Währungshüter erwartet. Noch Anfang Juni 2024 hatte der Leitzins bei 4,00 Prozent gelegen.

Im Schlussquartal 2024 schrumpfte der Nettogewinn binnen Jahresfrist um fast 26 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Analysten hatten mit 1,22 Milliarden Euro gerechnet. Höhere Betriebsausgaben und Belastungen für drohende Kreditausfälle hätten die Ergebnisse gedrückt, erklärte die Bank. Im Gesamtjahr blieb der Gewinn mit 6,39 (Vorjahr 7,29) Milliarden Euro ebenfalls unter den Markterwartungen von 6,46 Milliarden Euro. Die Nettozinseinnahmen sanken 2024 um sechs Prozent auf 15 Milliarden Euro. Die Gebühreneinnahmen stiegen hingegen um elf Prozent auf vier Milliarden Euro. Für 2025 stellte ING einen Zuwachs von fünf bis zehn Prozent in Aussicht.

ERTRÄGE ERREICHTEN ZIELMARKE

Die Gesamterträge 2024 erreichten im vergangenen Jahr mit 22,62 Milliarden Euro die Unternehmensprognose von “mehr als 22,5” Milliarden Euro. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis nahm auf 53,6 Prozent zu, nach 51,2 Prozent im Vorjahr. Damit schnitt die ING aber immer noch deutlich besser ab als andere große europäische Banken. Die französische Rivalin BNP Paribas, die nach Bilanzsumme größte Bank im Euroraum, kam im Gesamtjahr auf 61,8 Prozent. Beim deutschen Branchenprimus Deutsche Bank lag die Rate – ohne die Kosten für Rechtsstreitigkeiten – sogar bei 71 Prozent.

Erst kürzlich hatte ING mitgeteilt, auch Zukäufe in Deutschland und in anderen Ländern zu erwägen. Die ING wolle in Märkten wie Italien, Spanien und Deutschland größer werden, hatte van Rijswijk zu Reuters gesagt. Fusionen und Übernahmen seien überall eine Option, wenn es den Kriterien entspreche. Mögliche Übernahmeziele nannte der Bank-Chef allerdings nicht.

(Bericht von Mateusz Rabiega und Jakob Van Calster; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Philipp Krach; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL1508J-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami