– von Ilona Wissenbach
Heidelberg (Reuters) – Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials sieht nach drei Jahren des Absatzrückgangs in Folge gute Chancen auf Wachstum 2025.
Der Absatz von Zement, Sand, Kies und Beton ging 2024 um zwei bis vier Prozent zurück, wie Vorstandschef Dominik von Achten am Dienstag in Heidelberg sagte. In diesem Jahr werde er hoffentlich steigen. Im privaten Wohnungsbau sei die Nachfrage in Westeuropa in den vergangenen Jahren etwa um 50 bis 60 Prozent gesunken. Seit dem vierten Quartal zeichne sich aber eine Bodenbildung ab. “Auch Europa wird wieder Tritt fassen”, sagte der Manager.
Inflation und hohe Energiepreise hatten die Baukonjunktur erlahmen lassen. Nach der Bundestagswahl müsse die Politik ins Handeln kommen und Bedingungen für profitables Wachstum schaffen, forderte von Achten.
Das Betriebsergebnis soll im laufenden Jahr weiter zulegen, nach sechs Prozent Wachstum auf 3,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Bei stabilisierter Nachfrage erwartet der Dax-Konzern eine Spanne von 3,25 bis 3,55 Milliarden Euro. “Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2025 bleiben wir optimistisch gestimmt”, sagte von Achten. Der Aktienkurs fiel dennoch um fast drei Prozent nach bisher kräftigem Anstieg im Jahresverlauf. Der Ausblick sei solide, aber nicht gut genug, um Anleger von Gewinnmitnahmen abzuhalten, sagte ein Händler. Vom Unternehmen befragte Analysten prognostizierten zuletzt bereits fast 3,5 Milliarden Euro Betriebsergebnis für 2025, deshalb war mehr erwartet worden.
WACHSTUMSMOTOR NORDAMERIKA
Das Ergebnis will Heidelberg Materials auch durch weiterhin striktes Kostenmanagement und Preiserhöhungen verbessern. Wie im November bereits angekündigt, soll durch Optimierungen in der Produktion, Einsparungen und Personalabbau das Ergebnis in diesem und dem kommenden Jahr um insgesamt jährlich 500 Millionen Euro steigen.
Der Umsatz lag im vergangenen Jahr mit 21,2 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau, obwohl der Absatz schrumpfte. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 1,78 Milliarden Euro allerdings sieben Prozent weniger als 2023 – Analysten hatten mit einem Plus gerechnet. Bereinigt um Restrukturierungskosten und Abschreibungen zumindest stieg der Gewinn. Finanzchef Rene Aldach stellte eine höhere Dividende als im Vorjahr in Aussicht, als der Konzern drei Euro je Anteilsschein zahlte.
In Nordamerika konnte der weltweit zweitgrößte Zementproduzent vor allem durch vier Firmenkäufe zulegen und erzielte erstmals mehr als eine Milliarde Euro Betriebsgewinn. In Europa und Asien sank der Gewinn dagegen leicht. “Dank unserer breiten geografischen Aufstellung sowie einem aktiven Kosten- und Preismanagement konnten wir Nachfragerückgänge in einzelnen Regionen mehr als kompensieren”, erklärte von Achten.
Das US-Geschäft könnte durch Zukäufe weiter expandieren, wie von Achten in einem Reuters-Interview bereits Ende Januar sagte: “Die USA sind eine Schwerpunktregion für unser Wachstum.” Es könnte auch 2025 noch den ein oder anderen interessanten Deal in Nordamerika geben. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump verfolgt nach seiner Einschätzung eine Wachstumsagenda, die auch der Bauindustrie nützt. Jüngstes Beispiel dafür ist die Ankündigung von Apple, eine halbe Milliarde Dollar in den USA zu investieren, etwa in Hochleistungsserver für Künstliche Intelligenz. “Das wird auch in Gebäude fließen, und auch in unser Material”, sagte von Achten.
(Bericht von Ilona Wissenbach, Marleen Kaesebier, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)