Deutschland-Geschäft bremst Gewinnrückgang von Telefonica

Frankfurt/Madrid (Reuters) – Ein schwächelndes Geschäft in Lateinamerika hat dem spanischen Telekomkonzern Telefonica im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang eingebrockt.

Dank einer robusten Geschäftsentwicklung in Deutschland und einigen anderen Ländern fiel das Minus aber geringer aus als befürchtet. “Die Dynamik in unseren Schlüsselmärkten Deutschland, Spanien, Brasilien und Großbritannien ist ungebrochen”, sagte der neue Telefonica-Chef Marc Murtra am Donnerstag.

In Deutschland wuchs der operative Gewinn den Angaben zufolge um 3,8 Prozent und übersprang erstmals die Marke von 2,7 Milliarden Euro. Dies sei das stärkste Ergebnisplus unter den vier heimischen Netzbetreibern, betonte Telefonica Deutschland-Chef Markus Haas, der seinen Vertrag unlängst bis Ende 2028 verlängert hatte. Der Zuwachs von 824.000 Vertragskunden sei ein Rekord.

Darüber hinaus würden die Auswirkungen der Trennung vom langjährigen Partner 1&1 bis 2026 vollständig kompensiert, betonte Haas. “Die Kapazitäten, die in unserem Netz frei werden, haben wir bereits wieder voll verplant.” Die Lücke füllten ausgeweitete Kooperationen mit Firmen wie Freenet oder Neuzugänge wie Lyca Mobile. Die United Internet-Tochter 1&1 hatte sich dazu entschlossen, beim sogenannten National Roaming künftig das Netz von Vodafone zu nutzen, wenn keine eigenen Sendemasten zur Verfügung stehen.

PROBLEMREGION LATEINAMERIKA

Im Gesamtkonzern schrumpfte das bereinigte Netto-Ergebnis 2024 wegen Abschreibungen im Volumen von zwei Milliarden Euro um knapp drei Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 1,8 Milliarden Euro gerechnet. Im Schlussquartal brockten Wertberichtigungen auf die Geschäfte in Argentinien und Chile Telefonica aber einen Buchverlust von einer Milliarde Euro ein.

Selbst wenn man diesen Effekt herausrechne, bleibe das Quartalsergebnis hinter seinen Erwartungen zurück, kritisierte Analyst Javier Cabrera vom Online-Broker XTB. Vor Abschreibungen brach der Nettogewinn um fast 42 Prozent auf 425 Millionen Euro ein. Telefonica begründete dies mit negativen Wechselkurs-Effekten, vor allem durch die Abwertung des brasilianischen Real.

Der spanische Konzern zieht sich zunehmend aus Lateinamerika zurück, weil die stark schwankende Geschäftsentwicklung in der Region den Aktienkurs belastet. So verkaufte er seinen Argentinien-Ableger für rund 1,19 Milliarden Euro an Telecom Argentina. Die Geschäfte in Mexiko und Kolumbien stehen Medienberichten zufolge ebenfalls auf dem Prüfstand. Das größte Sorgenkind der Telefonica-Familie ist jedoch die Tochter in Peru, die Gläubigerschutz beantragt hat.

Als Reaktion auf die Geschäftszahlen rutschten die Telefonica-Aktien am Donnerstag an der Börse Madrid um bis zu sechs Prozent ab. Damit steuerten sie auf den größten Tagesverlust seit eineinhalb Jahren zu.

(Bericht von Hakan Ersen und David Latona, redigiert von redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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