Börsen sacken nach starken US-Jobdaten weiter ab

Frankfurt (Reuters) – Europas Anleger haben nach einem überraschend starken US-Jobaufbau und enttäuschenden Zahlen amerikanischer Tech-Riesen am Freitag Kasse gemacht.

Der Dax verlor am Nachmittag ein Prozent auf 15.356 Punkte, der Eurostoxx gab 0,8 Prozent auf 4208 Zähler nach. Am US-Arbeitsmarkt sind zu Jahresbeginn mit 517.000 außerhalb der Landwirtschaft weitaus mehr Stellen geschaffen worden als erwartet. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich 185.000 neue Arbeitsplätze erwartet. Die getrennt erhobene Arbeitslosenquote fiel überraschend auf 3,4 von 3,5 Prozent im Dezember.

Aus Sicht der US-Notenbank hätten die Daten positive und negative Seiten parat, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Das erneut gesunkene Lohnwachstum lege nahe, dass die gefürchtete Preis-Lohn-Spirale vermieden werden könne. “Das geplante Abbremsen der US-Wirtschaft gelingt der Fed bislang aber kaum.” Die Notenbank Fed will die Inflation im Land eindämmen und mit höheren Zinsen den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen.

Der Euro ging auf Tauchstation und verlor 0,7 Prozent auf 1,0837 Dollar. Aus den Depots flogen auch Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe auf 2,20 Prozent, nachdem sie am Donnerstag im Zuge des EZB-Zinsentscheids so stark gefallen war wie seit 2011 nicht mehr.

US-TECH-RIESEN VERDERBEN DIE STIMMUNG

An der Wall Street ging es zum Wochenschluss vorbörslich ebenfalls abwärts. Ein Gewinneinbruch der Google-Mutter Alphabet, ein mauer Ausblick von Amazon und ein erstmals seit 2016 verfehltes Gewinnziel von Apple setzten den Investoren zu. Die Aktien der Google-Mutter, des Online-Händlers und des iPhone-Anbieters fielen im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu 5,5 Prozent. “Ob durch weniger Gerätekäufe oder geringere Ausgaben für die Cloud und Werbung, der Trend ist für alle sehr klar”, sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda. “Viele der großen Technologieunternehmen haben darauf reagiert, indem sie die Geldbörsen enger gezogen und Massenentlassungen angekündigt haben, aber es ist mehr erforderlich, um die Wall Street für sich zu gewinnen.”

ZUR ROSE NACH VERKAUF MIT REKORDSPRUNG – TOMTOM GEFRAGT

In Paris setzten enttäuschende Quartalszahlen und die Erwartung auf ein moderates Gewinnwachstum dem Pharmakonzern Sanofi zu. Die Titel verloren mehr als drei Prozent.

Im Gegenzug bescherte der Verkauf des Schweizer Geschäfts Zur Rose den größten Kurssprung der Firmengeschichte. Die Aktien der Online-Apotheke stiegen um zeitweise 92,3 Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 75 Franken. Die Ankündigung komme sehr überraschend, kommentierte Analyst Alexander Thiel von der Investmentbank Jefferies. Mit den Einnahmen werde das Unternehmen praktisch schuldenfrei.

Gefragt waren auch die Papiere von TomTom, die in Amsterdam rund fünf Prozent zulegten. Der Anbieter von Navigationsgeräten und digitalen Landkarten hob nach überraschend starken Geschäftszahlen seine Jahresziele an.

(Bericht von Anika Ross, Nette Nöstlinger, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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