Leonardo und Rheinmetall schmieden Panzer-Bündnis

Düsseldorf (Reuters) – Die Rüstungskonzerne Rheinmetall und Leonardo schmieden ein europäisches Bündnis zum Bau von Panzern.

Erstes Ziel der Allianz mit dem italienischen Konzern sei die Entwicklung von zwei Systemen – einem Kampfpanzer und der Lynx-Plattform als Schützenpanzer für die italienische Armee, teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit. Sie unterzeichneten eine Absichtserklärung für die Schaffung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner jeweils die Hälfte der Anteile halten werden. “Mit Leonardo und Rheinmetall finden zwei führende europäische Anbieter von Verteidigungstechnologie zusammen, um anspruchsvolle Projekte zu realisieren”, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. Das neue Projekt solle Panzer weit über den italienischen Markt hinaus entwickeln und liefern. Ziel dürfte auch das milliardenschwere neue europäische Kampfpanzer-System MGCS sein.

“Wir betrachten diese Vereinbarung als einen grundlegenden Beitrag zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Verteidigungsraumes”, betonte Leonardo-Chef Roberto Cingolani. Das künftige Gemeinschaftsunternehmen werde seinen Sitz in Italien haben, hieß es weiter. Denn der erste milliardenschwere Großauftrag für Panzer-Projekte der italienischen Armee soll von der Regierung in Rom erteilt werden. Nach einem Bericht des “Handelsblatt” könnte dieser ein Volumen von rund 20 Milliarden Euro über 15 Jahre haben. Das Gemeinschaftsunternehmen solle als Haupt-Auftragnehmer und Systemintegrator für die beiden italienischen Programme fungieren, hieß es in der Mitteilung weiter. Zudem solle es den Fahrplan für eine mögliche Beteiligung Leonardos am künftigen europäischen Hauptkampfsystem (MGCS) festlegen, das einmal die Kampfpanzer Leopard 2 und Leclerc ablösen soll. Die Wettbewerbsbehörden müssen den Plänen aber noch zustimmen.

LEONARDO HATTE AUCH MIT KNDS ÜBER ALLIANZ VERHANDELT

Rheinmetall ist in Italien bereits vertreten. Der Düsseldorfer Dax-Konzern betreibt dort drei Tochtergesellschaften mit insgesamt rund 1400 Beschäftigten an fünf Standorten. In Deutschland ist Leonardo auch am Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt beteiligt. Leonardo hatte im Juni erklärt, nicht länger mit der KNDS über eine Allianz zum Bau von Panzern zu verhandeln, die 2015 aus der deutschen Krauss-Maffei Wegmann und der französischen Nexter entstanden war. Die Italiener wollten sich vielmehr nach anderen Partnern umschauen. Nun folgte die gemeinsame Erklärung mit Rheinmetall. Papperger hatte bereits die Schaffung einer großen europäischen Rüstungsschmiede ins Spiel gebracht. “Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, ein europäisches Systemhaus zu gründen”, hatte er erst im Mai gesagt.

Der russische Überfall auf die Ukraine hatte für westliche Rüstungskonzerne wie Rheinmetall eine wirtschaftliche Wende gebracht. Die Branche wird für die Stärkung der Bundeswehr und der Truppen der Nato-Staaten sowie der Ukraine gebraucht. In der europäischen Rüstungsindustrie werden auch deshalb neue Allianzen gebildet. Rheinmetall steuert aktuell auf Rekord-Kurs. Im laufenden Jahr peilt der Konzern einen Umsatz von rund zehn (Vorjahr: 7,2) Milliarden Euro an und eine Verbesserung der Rendite auf rund 14 bis 15 (12,8) Prozent.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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