Anleger in Europa nach Trump-Anschlag verunsichert

Frankfurt (Reuters) – Sorgen über die politische Lage in den USA haben die Börsen in Europa ausgebremst.

Der Dax notierte am Montag gegen Mittag leicht schwächer bei 18.731 Punkten. Der EuroStoxx50 trat mit 4579 Punkten mehr oder weniger auf der Stelle. Im Fokus der Anleger standen vor allem die weiteren Entwicklungen nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch auf den US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump.

Viele Experten sind sich einig, dass der Vorfall die Chancen des Republikaners bei der Wahl im November erhöhen könnte. “Ein 20-jähriger Republikaner schießt auf den Präsidentschaftskandidaten seiner Partei, dieser entkommt dank einer kleinen Bewegung zur richtigen Zeit dem Tod, die Bilder gehen um die Welt, und er kommt damit dem Ziel, erneut Präsident der USA zu werden, noch ein ganzes Stück näher”, sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.

Aus Sicht von Experten wäre ein Wahlsieg von Trump keine schlechte Nachricht für die Börsen. “Generell ist ein Übergang von einem demokratischen zu einem republikanischen Präsidenten positiver für Aktien als eine zweite Amtsperiode des Demokraten”, sagte Jochen Stanzl, Chefstratege beim Broker CMC Markets. Auch der Dollar sollte demnach ansteigen, wenn Trump die Präsidentschaft zurückerobern würde. Investoren am Devisenmarkt zeigten sich allerdings zunächst verunsichert. Der Dollar-Index baute seine anfänglichen leichten Gewinne wieder ab und lag leicht im Minus bei 104,07 Punkten.

KRYPTOMARKT IM RALLY-MODUS

Die Ölpreise traten mehr oder weniger auf der Stelle. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und das US-Leichtöl WTI verteuerten sich nur knapp auf 85,10 und 82,26 Dollar je Fass (159 Liter). “Die Investoren werden als Reaktion auf das Attentat auf Trump wahrscheinlich etwas vorsichtiger werden”, konstatierte Analyst John Evans vom Ölmakler PVM.

Ein klarer Aufwärtstrend zeichnete sich indes am Kryptomarkt ab. Die umsatzstärkste Cyberdevise, der Bitcoin, kletterte um mehr als neun Prozent auf 62.745 Dollar. Andere Kryptowährungen wie Ethereum und Ripple gewinnen bis zu 13 Prozent. “Der ehemalige US-Präsident gilt in Anlegerkreisen als Befürworter der Krypto-Branche”, erläuterte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. “Anleger erhoffen sich aus seiner Rückkehr in das Weiße Haus eine Lockerung der angelegten Daumenschrauben und damit ein Nachlassen des regulatorischen Gegenwinds in den USA.”

BILANZSAISON NIMMT FAHRT AUF – LUXUSFIRMEN ENTTÄUSCHEN

Im Fokus bei den deutschen Einzelwerten stand die Aktie von BayWa mit einem Kurseinbruch von 33 Prozent. Der Agrarhandelsriese hat nach eigenen Angaben ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem bestätigt werden soll, ob er sanierungsfähig ist.

Aus den Depots flogen auch die Titel von Fresenius Medical Care, die um gut ein halbes Prozent nachgaben. Der deutsche Dialysespezialist und sein US-Rivale DaVita stehen einem Medienbericht zufolge unter Verdacht der US-Kartellbehörde, kleinere Konkurrenten unrechtmäßig behindert zu haben.

Europaweit sorgte der Luxussektor für Aufsehen. Die Aktien des britischen Modekonzerns Burberry und des Schweizer Uhrenanbieters Swatch rutschten nach enttäuschenden Quartalsberichten um 16,7 und 10,5 Prozent. Rivalen wie Kering, Moncler und Richemont verloren in ihrem Sog zwischen anderthalb und 3,4 Prozent. Swatch meldete für das erste Halbjahr einen Gewinnrückgang um 70,5 Prozent auf 147 Millionen Franken. Hintergrund sei die massiv gesunkene Nachfrage nach Luxusgütern in China. Auch die Zahlen von Burberry “unterstreichen die enorme Herausforderung, vor der das Unternehmen in einer Welt steht, in der der Absatz in China nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden kann”, sagte Chris Beauchamp, Chefanalyst beim Broker IG.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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