Kosten, Kosten, Kosten – Volkswagen muss sich für Ziele strecken

Berlin (Reuters) – Volkswagen stellt sich auf einen verschärften Sparkurs im zweiten Halbjahr ein.

VW-Chef Oliver Blume sagte am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen, beim Sparprogramm seien die strategischen Entscheidungen getroffen. “Jetzt geht es um Kosten, Kosten, Kosten.” Finanzchef Arno Antlitz sprach von erheblichen Anstrengungen, die nötig seien, um die Margenziele zu erreichen – zumal es bei einigen Maßnahmen wie der Altersteilzeit-Regelung dauere, bis sich der Spareffekt einstelle. Die Gewinnmarge im ersten Halbjahr von 6,3 Prozent sei für die Ansprüche des Unternehmens zu wenig, ergänzte er.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Autobauer seine Prognose für das laufende Jahr gekappt und das mit zusätzlichen Belastungen für das Sparprogramm, dem möglichen Aus für das Audi-Werk in Brüssel und weiteren Sonderkosten begründet. Insgesamt sprach Volkswagen von Zusatzkosten von 2,6 Milliarden Euro. Auf Audi allein entfällt etwa die Hälfte davon. Doch auch bei der Ertragsperle Porsche läuft es nicht so rund. Das Unternehmen kappte wegen Lieferengpässen bei Aluteilen zuletzt seine Prognose und stellte sich auf anhaltenden Gegenwind in China ein.

Der VW-Konzern strebt nun eine Rendite von 6,5 bis 7,0 Prozent an. Zusätzliche Einsparungen soll nach den Worten von Antlitz eine engere Zusammenarbeit in der Produktion bringen, indem Autos unterschiedlicher Marken auf der gleichen Plattform im gleichen Werk gebaut würden. “Synergien sind ein gewaltiger Hebel”, sagte Antlitz.

Dazu komme eine schlankere Aufstellung in den Werken. Schon jetzt sei die Kapazität in den Werken in Deutschland um ein Viertel reduziert worden, etwa durch den Wegfall der Nachtschichten. “Zusammen mit den technischen und organisatorischen Maßnahmen erhöht das die Effizienz”, sagte Blume. Der Konzern hat angekündigt, die Personalkosten in der Verwaltung um ein Fünftel zu senken, und dazu Abfindungen angeboten. Für die Belegschaft in der Produktion wurde das Altersteilzeitprogramm ausgeweitet. Wie viele Stellen insgesamt wegfallen sollen, ließ das Unternehmen jedoch offen.

Weitere Einsparungen erhofft sich VW auch durch die Zusammenarbeit mit Partnern wie Rivian oder Xpeng. Blume sagte, insbesondere die Kooperation mit dem US-Elektroautobauer Rivian führe dazu, dass weniger Investitionen in die eigene Softwaretochter Cariad nötig seien. VW lässt sich die Kooperation bis zu fünf Milliarden Euro kosten. Insgesamt sollen die Investitionen des Konzerns im Zeitraum 2025 bis 2029 auf etwa 165 Milliarden Euro zurückgehen, sagte Blume. Eine längere Laufzeit für die Verbrenner-Technologie dürfe dabei nicht zu zusätzlichen Investitionen führen: “Wenn wir davon sprechen, dass Motoren dazukommen, muss das kompensiert werden.”

UMSATZ IM ERSTEN HALBJAHR GESTIEGEN

Im ersten Halbjahr verbuchte VW ein leichtes Umsatzplus auf 158,8 Milliarden Euro und einen Rückgang des operativen Gewinns auf gut zehn Milliarden Euro. Antlitz sagte, er erwarte für die zweite Jahreshälfte ein besseres Ergebnis als im ersten Halbjahr. Dabei spiele dem Unternehmen in die Hände, dass der Anstieg bei den Fixkosten etwa für Löhne und Gehälter geringer ausfallen dürfte als in der ersten Jahreshälfte. An der Börse gaben die VW-Aktien bis zu 2,5 Prozent auf 100,65 Euro nach und lagen damit auf dem tiefsten Stand seit neun Monaten. Die Experten von JP Morgan verwiesen auf volle Auftragsbücher, die dem Unternehmen im zweiten Halbjahr zugutekämen.

Dabei ging es bei den Erlösen insbesondere in der Markengruppe Core aufwärts, zu der die Kernmarke Volkswagen einschließlich der Nutzfahrzeuge sowie Skoda und Seat/Cupra gehören. Die Umsatzrendite sei jedoch wegen der Restrukturierungsaufwendungen auf fünf Prozent gesunken. Die Markengruppe Progressive um Audi sowie Porsche erwirtschafteten geringere Erlöse und einen deutlichen Gewinnrückgang.

Der Münchner Autobauer BMW bekommt den Preiskampf in China zu spüren und erzielte weniger Gewinn als vor Jahresfrist. Anders als Porsche und Mercedes-Benz stellen sich die Münchner auf eine Stabilisierung in der Volksrepublik ein.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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