Schwaches Autogeschäft in Deutschland bremst Stahlfirma Voestalpine

Wien (Reuters) – Der österreichische Stahlverarbeiter Voestalpine traut sich nach einem Gewinneinbruch zum Jahresauftakt im Gesamtjahr etwas weniger zu.

Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende März) sei nur noch mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) am unteren Ende der genannten Bandbreite von 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro zu rechnen, teilte der Konzern mit Sitz in Linz am Mittwoch mit. Insbesondere der schwächelnde Automarkt in Deutschland und die geringere Nachfrage nach Auto-Komponenten und Werkzeugstahl mache dem Unternehmen zu schaffen. 2023/24 war das Ebitda um etwa ein Drittel auf 1,7 Milliarden Euro zurückgegangen. “Europa und insbesondere Deutschland ist besonders schwach”, sagte Vorstandschef Herbert Eibensteiner. Die Inflation sei zwar gebremst und die Zinsen leicht gesenkt worden. Dies sei aber zu wenig, um die Wirtschaft positiv zu beeinflussen.

Für die Voestalpine ist die Autobranche ein wichtiger Kunde. Das Unternehmen beliefert fast alle europäischen Hersteller mit Blechen und Karosserieteilen. Vor allem das Komponenten-Geschäft in Deutschland, die Metal Forming Division, leide unter einer Unterlastung, weshalb nun umstrukturiert wird. Anlagen sollen nun in andere Bereiche wechseln und möglicherweise Stellen abgebaut werden.

Insgesamt schrumpfte das Ebitda des Konzerns von April bis Ende Juni um 16,5 Prozent auf 417 Millionen Euro. Unter dem Strich sank der Gewinn sogar um knapp 30 Prozent auf 150 Millionen Euro. Der Umsatz ging auf 4,1 Milliarden Euro zurück von 4,4 Milliarden Euro.

DEUTSCHE TOCHTER STEHT ZUM VERKAUF

Für die zum Verkauf stehende deutsche Edelstahltochter Buderus habe die Voestalpine bindende Angebote bekommen. Details wollte der Voestalpine-Chef nicht nennen, da Stillschweigen vereinbart worden sei. Als der Verkauf im März angekündigt wurde, musste die Voestalpine einen negativen Einmaleffekt von rund 90 Millionen Euro verbuchen. Im ersten Quartal fiel nun eine zusätzliche Abwertung von 28 Millionen Euro an. Grund dafür seien die inzwischen vorliegenden bindenden Angebote. Das hessische Unternehmen mit rund 1100 Mitarbeitern produziert hoch spezialisierte Edelstahlprodukte. Am Standort in Wetzlar werden unter anderem Werkzeugstahl und Edelbaustahl produziert. 2023/24 erzielte die Firma einen Umsatz von 362 Millionen Euro.

Zu der im Juni öffentlich gewordenen Bilanz-Manipulation gab es keine neuen Informationen. Die Voestalpine entdeckte Fehlbuchungen bei einer deutschen Tochter in Höhe von rund 100 Millionen Euro, die über elf Jahre hinweg angefallen waren. Die Bilanz sei nachträglich vollständig korrigiert worden und die Aufarbeitung des Sachverhalts laufe, sagte Eibensteiner. Ob es zu zivilrechtlichen Klagen oder strafrechtlichen Anzeigen komme, könne erst nach Vorliegen der Ergebnisse entschieden werden. Den Schaden aus zuviel bezahlten Steuern bezifferte der Manager mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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