RWE-Aktien wegen Spekulationen zu US-Kauf unter Druck

Düsseldorf (Reuters) – RWE-Chef Markus Krebber will die Ökostrom-Geschäfte des Versorgers in den USA weiter ausbauen, hat jedoch mit Aussagen zu den Vorteilen einer Absicherung durch Gaskraftwerke die Anleger verschreckt.

Der Manager wollte sich bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am Mittwoch nicht zu einem Bericht des Branchendienstes “PeakLoad” äußern, RWE wolle sich an dem US-Versorger und Gaskraftwerksbetreiber Calpine beteiligen. “Das wäre nicht schlau als Unternehmen, sich von jedem Marktgerücht treiben zu lassen”, betonte Krebber in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. An der Börse büßte die RWE-Aktie mehr als fünf Prozent an Wert ein und war damit der größte Verlierer im Leitindex Dax.

Anfang des Monats hatte “PeakLoad” berichtet, RWE sei in fortgeschrittenen Gesprächen, eine Minderheitsbeteiligung an Calpine zu erwerben. Die RWE-Aktie kam bereits danach unter Druck wegen Befürchtungen, dass dies nicht mit der Ökostrom-Strategie des Versorgers zusammenpasse. Der an RWE mit rund einer Million Aktien beteiligte Finanzinvestor Enkraft warf Krebber vor, mit seiner Haltung den Aktienkurs zu belasten.

Krebber betonte, dass der Konzern in den USA kein integriertes Geschäftsmodell mit einer flexiblen Stromerzeugung habe – eine Umschreibung, mit der RWE Gas-Kapazitäten bezeichnet. RWE gehe sorgsam bei der Prüfung von Optionen vor. Nichts geschehe übernacht, versicherte Krebber. Ein Zusammenspiel von Erneuerbaren Energien und flexibler Erzeugung könne sinnvoll sein.

Insider hatten Reuters im Mai berichtet, dass die Eigentümer von Calpine verschiedene Optionen prüften. Darunter seien ein Verkauf, ein Börsengang oder ein Anteilsverkauf, der das gesamte US-Unternehmen mit rund 30 Milliarden Dollar (rund 27,2 Milliarden Euro) bewerte. RWE verfügt selbst über eine Marktkapitalisierung von rund 24 Milliarden Euro.

RWE bestätigte derweil nach den ersten sechs Monaten seine Prognosen. Von Januar bis Ende Juni sei das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) zwar auf 2,9 Milliarden Euro von zuvor 4,1 Milliarden Euro gesunken. Der Ausblick bleibe aber bestehen, wonach das bereinigte Ergebnis im Gesamtjahr um unteren Rand von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro liegen soll, da die Einbußen im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten. Auch das Dividenden-Ziel von 1,10 Euro je Anteilsschein bekräftigte der größte deutsche Stromerzeuger.

(Bericht von Christoph Steitz, Vera Eckert, Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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