UBS verdient besser als erwartet – Noch viel Arbeit bei CS-Integration

Zürich (Reuters) – UBS-Chef Sergio Ermotti sieht bei der Integration des im Vorjahr übernommenen gestrauchelten Rivalen Credit Suisse ungeachtet von Erfolgen noch viel Arbeit vor sich.

“Wir sind zwar ermutigt durch die bedeutenden Fortschritte, die wir in der gesamten Gruppe gemacht haben”, sagte Ermotti am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz zur Quartalsbilanz der Schweizer Großbank. “Aber der Weg zur Rückkehr auf das Rentabilitätsniveau vor der Akquisition wird nicht linear verlaufen.” Als prioritär sieht Ermotti die IT-Integration, bei der er bereits zuvor ein Risiko für Verzögerungen ausgemacht hat.

Dem UBS-Chef zufolge wurden im Zeitraum April bis Juni zusätzliche Einsparungen in Höhe von 0,9 Milliarden Dollar erzielt. In Summe wurden bislang rund 45 Prozent der bis 2026 angestrebten Einsparungen von 13 Milliarden Dollar realisiert. Im dritten Quartal rechnet die Bank mit integrationsbedingten Kosten von rund 1,1 Milliarden Dollar und einem im Vergleich zum Vorquartal etwas geringerem Tempo bei den Einsparungen. Zum geplanten weltweiten Jobabbau hielt sich Ermotti weiterhin bedeckt. In der Schweiz soll der bereits angekündigte Wegfall von rund 3000 Stellen Ende dieses Jahres starten und vor allem durch natürliche Abgänge wie Pensionierungen erfolgen.

Die in der Schweiz drohenden strengeren Eigenmittelanforderungen für die Großbank schaffen Ermotti zufolge Unsicherheiten für die Investoren. “Wir erwarten mehr Klarheit wahrscheinlich gegen Ende des Jahres oder Anfang 2025.” Um ein Debakel wie bei der Credit Suisse zu verhindern, will die Regierung die Regeln für die UBS verschärfen.

An der Börse fand der Zwischenbericht Anklang. Die UBS-Aktien setzten sich mit einem Kursplus von gut drei Prozent an die Spitze der europäischen Bankaktien und der Schweizer Bluechips. “Wir denken, dem Markt gefällt, dass der operative Aufwand weiterhin schneller sinkt als erwartet”, erklärte Analyst Johann Scholtz von Morningstar. “Und entgegen anfänglichen Befürchtungen gibt es in der Vermögensverwaltung weiterhin keine Anzeichen für Kundenverluste.”

QUARTALSGEWINN HÖHER ALS ERWARTET – KUNDENDYNAMIK HÄLT AN

Im zweiten Quartal profitierte die UBS von der anhaltenden Kundendynamik und verdiente besser als erwartet. Der Nettogewinn lag bei 1,1 Milliarden Dollar – weniger als im Auftaktquartal, aber rund doppelt so viel wie von Analysten geschätzt. In der Vorjahresperiode hatte die UBS dank eines Buchgewinns im Zusammenhang mit der Übernahme der Credit Suisse einen Rekordgewinn von 29 Milliarden Dollar ausgewiesen.

Verbesserungen erzielten sowohl die Investmentbank als auch die Vermögensverwaltung und die Abwicklungseinheit “Non Core and Legacy”. Die Investmentbank fuhr von April bis Juni einen Vorsteuergewinn von 477 Millionen Dollar ein. Auch die Deutsche Bank und die Wall-Street-Häuser hatten zuletzt ebenfalls von florierenden Geschäften im Investmentbanking profitiert. Im Kerngeschäft mit Millionären und Milliardären, dem Global Wealth Management, sammelte die Bank 27 Milliarden Dollar Netto-Neugelder ein. Insgesamt gingen die Erträge auf zugrundeliegender Basis gegenüber dem traditionell stärksten ersten Geschäftsquartal um neun Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar zurück und der Aufwand stieg um ein Prozent.

Mit Blick auf das dritte Quartal sieht UBS-Chef Ermotti eine positive Anlegerstimmung sowie eine anhaltende Dynamik bei den Kundenaktivitäten und Transaktionen. Moderaten Gegenwind gebe es bei den Nettozinserträgen in der Vermögensverwaltung und im Schweizer Geschäft. Wegen der unsicheren Wirtschaftsaussichten, geopolitischen Spannungen und den anstehenden Wahlen in den USA rechnet das Institut mit höheren Kursschwankungen als im ersten Halbjahr. Ermotti bekräftigte die Pläne für milliardenschwere Ausschüttungen an die Aktionäre. Nach dem Zusammenschluss der UBS- und CS-Rechtseinheiten hat das Institut seine Aktienrückkäufe wieder aufgenommen und will dafür dieses Jahr bis zu eine Milliarde Dollar aufwenden.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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