Wirtschaftsministerium plant CO2-Abscheidung an mehreren deutschen Standorten

Berlin (Reuters) – Das Wirtschaftsministerium will die umstrittene Abscheidung des Klimagases CO2 an mehreren Standorten in Deutschland möglich machen und fördern.

Die CO2-Abscheidung in der Industrie sei ein notwendiges Mittel für die Reduzierung von Emissionen, heißt es in der Carbon Management-Strategie des Wirtschaftsressort, die Reuters am Mittwoch vorlag. “Daher strebt sie an, dass in Deutschland bereits vor 2030 jeweils mindestens ein großskaliges CO2-Abscheideprojekt in der Zement- und Kalkindustrie sowie an einer Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen wird.”

Derzeit ist die CO2-Abscheidung und Speicherung, Carbon Capture and Storage (CCS), in Deutschland verboten. Ein bereits auf den Weg gebrachtes CO2-Speichergesetz soll die unterirdische Speicherung aber künftig erlauben, die Carbon Management Strategie geht nun tiefer ins Detail. Zunächst hatte die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” (FAZ) über das Papier berichtet, das jetzt in der Regierung abgestimmt wird.

In erster Linie wird daran gedacht, CO2 abzuscheiden und dann zu exportieren. Norwegen oder die Niederlande haben die Speicherung als Geschäftsmodell schon etabliert. Das Wirtschaftsministerium hat zudem eine Speicherung unter der Nordsee auf deutschem Gebiet ins Auge gefasst. Wenn Bundesländer es aber erlauben, könnte CO2 auch auf ihrem Gebiet unter die Erde gebracht werden. Gerade die Zementindustrie und damit Länder etwa im Süden Deutschlands könnten unter Druck stehen, da sie lange Transportwege ohne bestehendes Pipelinenetz für CO2 hätten. Größere Mengen per Bahn oder Lkw zu transportieren, gilt als nicht wirtschaftlich. Die Regierung ist laut Strategie bereit, solche Abscheidungsanlagen etwa über sogenannte Klimaschutzverträge zu fördern.

Die CO2-Speicherung ist in Deutschland seit langem umstritten. Zum einen wegen Sicherheitsbedenken, zum anderen fürchten Klimaschützer dass erneuerbare Energien und saubere Technologien langsamer ausgebaut werden, wenn das CO2 in großem Stil unter der Erde gelagert werden darf. Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein, also unterm Strich praktisch keine Klimagase mehr in die Luft blasen.

Die Rohstahl- oder Zement-Produktion ist rein technisch kaum oder gar nicht ohne fossile Energie und damit CO2-Produktion zu betrieben. Die FDP wertete die Strategie auch als Erfolg für ihr Drängen: Der Einsatz von CCS-Technologien sei entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland, sagte FDP-Vize-Fraktionschef Lukas Köhler. “Daher ist es umso wichtiger, dass die Carbon-Management-Strategie keine Vorgaben macht, welche Industrien CCS einsetzen dürfen, sondern diese Entscheidung dem Markt überlässt.”

(Bericht von Markus Wacket, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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