Studie – Zuletzt weniger Firmenpleiten – Im Juli droht Anstieg

Berlin (Reuters) – Die Zahl der Firmenpleiten ist laut Forschern im Juni zum zweiten Mal in Folge gesunken, dürfte aber aktuell wieder zunehmen.

Insgesamt kamen im vorigen Monat 1169 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland zusammen, wie aus Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) vom Dienstag hervorgeht. Die Zahl sinkt damit um acht Prozent gegenüber dem Vormonat. “Der Rückgang bei den Insolvenzen kommt in der Breite an. So lagen im Juni die Zahlen in allen Branchen zum Teil deutlich unter dem jeweiligen Höchstwert der vergangenen Jahre”, teilten die Forscher mit.

Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Für den weiteren Trend ergibt sich laut dem Institut aus Sachsen-Anhalt ein unscharfes Bild: “Wir rechnen damit, dass die Insolvenzzahlen im Juli wieder leicht nach oben gehen werden”, sagt IWH-Experte Steffen Müller. Es zeichne sich aber noch kein stabiler Trend ab. Schließungen großer Arbeitgeber können zu hohen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten führen. Die Zahl der von Großinsolvenzen betroffenen Jobs liefert laut den Forschern zudem eine gute Annäherung der Gesamtzahl der von Insolvenz betroffenen Arbeitsplätze. Die Analyse des IWH zeigt, dass in den oberen zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juni gemeldet wurde, gut 9500 Arbeitsplätze betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten liegt damit unter dem Wert vom Mai.

BAUBRANCHE VERSTÄRKT IN BEDRÄNGNIS

Wie das “Handelsblatt” berichtet, gerieten in den ersten sechs Monaten 162 Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz in finanzielle Schieflage – ein Plus von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zeitung stützt sich auf eine Analyse der Restrukturierungsberatung Falkensteg. Die Zahl der Insolvenzen liegt laut dem Bericht deutlich über dem Anstieg von 30 Prozent, den Sanierungsexperten bereits zu Jahresbeginn erwartet hatten. Unter den insolventen Firmen sind prominente Namen wie der Reiseveranstalter FTI, die Warenhauskette Galeria oder die Modefirma Esprit.

Über alle Unternehmensgrößen hinweg registrierte die Auskunftei Creditreform im ersten Halbjahr rund 11.000 Insolvenzen – das höchste Niveau seit annähernd einem Jahrzehnt. Besonders betroffen sind Automobilzulieferer, Maschinenbauer und Immobilienunternehmen. Wegen fehlender Aufträge dürfte laut dem “Handelsblatt”-Bericht in den kommenden Monaten die Baubranche verstärkt in Bedrängnis geraten. Einige Baumaterial-Hersteller hätten im ersten Quartal Umsatzrückgänge von fast 60 Prozent gegenüber 2021, so der Düsseldorfer Insolvenzverwalter Dirk Andres: “Das schlägt dann irgendwann auch auf die Bau-Unternehmen durch.”

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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