Immobilien-Preisverfall gebremst – Vonovia raus aus Krisenmodus

Düsseldorf (Reuters) – Der lange von der Branchenkrise gebeutelte Immobilienriese Vonovia hat seinen Verlust im ersten Halbjahr begrenzt und wittert nun Morgenluft.

Vonovia werde voraussichtlich noch im Laufe des Jahres von der Verkäufer- auf die Käuferseite wechseln, kündigte Vorstandschef Rolf Buch am Donnerstag an. Er sei zuversichtlich, dass Vonovia 2024 wie angekündigt Immobilien im Volumen von rund drei Milliarden Euro losschlagen werde. Wenn dieses Programm umgesetzt sei, werde der Konzern wieder auf Wachstum schalten. Im Halbjahr schrieb Vonovia unter dem Strich ein Minus von 529 Millionen Euro – vor Jahresfrist waren es noch 4,1 Milliarden.

Hintergrund der Entwicklung ist, dass sich der zuletzt rasante Preisverfall der Immobilien deutlich verlangsamt hat. Vonovia hatte in der Vergangenheit wegen der Immobilienkrise den Wert seines Immobilienoortfolios immer wieder herunterschreiben müssen und deshalb Milliardenverluste verzeichnet. Der Verkehrswert des Bestandes habe sich nun von Jahresbeginn bis Ende Juni um 1,7 Prozent auf 82,5 Milliarden Euro verringert, teilte der Bochumer Konzern mit. “Das Bewertungsergebnis zeigt: Vonovia hat die Krise hinter sich gelassen und in einem herausfordernden Umfeld erneut eine solide Leistung gezeigt”, sagte Buch. Bei den Anlegern kam dies gut an: Vonovia-Aktien legten am Vormittag um mehr als drei Prozent zu.

Im operativen Geschäft lag der bereinigte Gewinn vor Steuern im Halbjahr bei 887,2 (Vorjahr: 945,8) Millionen Euro. Die Mieten stiegen um 3,8 Prozent. Für das Geschäftsjahr bestätigte Vonovia die Prognose: Das bereinigte Ergebnis (Ebitda) werde am oberen Ende der Spanne zwischen 2,55 und 2,65 Milliarden Euro erwartet, das bereinigte Ergebnis vor Steuern werde ebenfalls im oberen Bereich der Spanne von 1,7 bis 1,8 Milliarden liegen.

Vonovia steht mit seiner Hoffnung auf ein Ende der Immobilienkrise nicht allein. Doch einige Experten bezweifeln, dass die Wende tatsächlich schon erreicht ist. Analysten der LBBW erwarten laut einer jüngst veröffentlichten Studie, dass sich die Preise im gewerblichen Wohnimmobilienmarkt erst gegen Jahresende stabilisieren. Nur der private Immobilienmarkt habe seinen Boden gefunden. Bei gewerblichen Wohnimmobilien sehe dies anders aus: “Wir sehen hier noch den Abwärtsdruck auf die Preise überwiegen.”

Die Immobilienwirtschaft kämpft mit den Folgen der hohen Zinsen und explodierender Baukosten. Es werden kaum noch neue Wohnungen gebaut. Die Immobilienpreise sanken im vergangenen Jahr deutlich. Viele Projektentwickler schlitterten in die Pleite. Bei Immobilienkonzernen sorgten die Abwertungen der Bestände 2023 für teils herbe Verluste. Dividenden wurden in der Folge reihenweise gekürzt oder gar ganz gestrichen.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Patricia Weiß.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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