Merck profitiert von Erholung bei Halbleitermaterialien – Ziele erhöht

Frankfurt (Reuters) – Beim Pharma- und Technologiekonzern Merck erholen sich Teile des Geschäfts mit Halbleitermaterialien schneller als gedacht.

Im Markt für moderne Halbleiter und KI-Anwendungen habe Merck bereits im zweiten Quartal den Wendepunkt gesehen, teilte das Unternehmen am Donnerstag anlässlich seiner Halbjahresbilanz mit. Für Merck sei das neben starken Geschäften im Pharmabereich ein Grund gewesen, sich höhere Ziele für dieses Jahr zu setzen. Am vergangenen Freitag hatte der Dax-Konzern seine Prognose angehoben und erwartet nun einen Umsatz zwischen 20,7 und 22,1 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) zwischen 5,8 und 6,4 Milliarden Euro.

“Unsere Geschäftsdynamik und unsere Erwartungen deuten auch für den Rest des Jahres auf Wachstum hin. Daher erhöhen wir unsere Prognose für 2024 auf Konzernebene und für die Unternehmensbereiche Healthcare und Electronics”, erläuterte Vorstandschefin Belen Garijo nun. Für das zweite Halbjahr erwartet Merck auch eine schrittweise Erholung des restlichen Markts für Halbleitermaterialien. Merck hatte vor kurzem den Verkauf seines Pigmentgeschäfts, das ebenso wie das mit Halbleitermaterialien zum Unternehmensbereich Electronics zählt, für 665 Millionen Euro an die chinesische GNMI bekanntgegeben. Im Gegenzug will sich der Konzern noch stärker auf die Halbleiter- und Displaybranche konzentrieren.

ABSCHREIBUNGEN WEGEN KREBSMITTEL-FLOPP

Im zweiten Quartal konnte Merck im Electronics-Geschäft dank gestiegener Nachfrage nach Halbleitermaterialien für Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz sowie modernen Halbleitern beim Umsatz deutlich zulegen. Das Ergebnis ging allerdings leicht zurück, da im Vorjahresquartal ein Einmaleffekt aus dem Verkauf von OLED-Patenten an den US-Konzern UDC enthalten war. Im Laborgeschäft, das in der Corona-Pandemie einen Boom erlebte, bekommt Merck unverändert den anhaltenden Lagerbestandsabbau bei Kunden zu spüren. Allerdings zeigt sich auch eine Erholung des Auftragseingangs bei Produkten für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung, was Merck zuversichtlich stimmt.

Im Pharmabereich profitierte das Darmstädter Unternehmen von guten Geschäften mit seinen Krebsmedikamenten und konnte Umsatz und Ergebnis ausbauen. Da vor kurzem aber einer der zuletzt größten Hoffnungsträger in der Pharmapipeline, das Krebsmittel Xevinapant, in der entscheidenden Phase-3-Studie floppte und Merck das Programm stoppte, fielen Wertminderungen von 140 Millionen Euro an. Der Konzern musste deshalb im zweiten Quartal einen Rückgang des Nettogewinns von gut 14 Prozent auf 605 Millionen Euro hinnehmen. Wie Merck schon am Freitag mitgeteilt hatte, lag der Umsatz mit 5,35 Milliarden Euro knapp ein Prozent über dem Vorjahresniveau. Das bereinigte operative Ergebnis sank um fast drei Prozent auf 1,5 Milliarden. Ohne die Einmaleffekte aus der Vereinbarung zu den Oled-Patenten und den Belastungen durch Xevinapant wäre das Ergebnis organisch im mittleren einstelligen Prozentbereich gewachsen.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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