MTU Aero macht Fortschritte bei Triebwerks-Rückruf

München (Reuters) – Die milliardenteure Rückrufaktion für einige tausend Triebwerke läuft beim Flugzeug-Zulieferer MTU Aero Engines besser als erwartet.

Vorstandschef Lars Wagner sprach am Donnerstag von “Fortschritten bei der Ausgestaltung des Getriebefan(GTF)-Flottenmanagement-Plans”, die sich auch positiv auf die Rendite dieses Jahres auswirkten. Die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) werde bei 13 Prozent liegen – bisher hatte MTU mit mehr als zwölf Prozent kalkuliert. Die Flugzeuge könnten schneller durch die Werkstatt geschleust werden, es müssten weniger Teile ausgetauscht werden als gedacht. Die von MTU veranschlagten 100 Tage, die die Maschinen außerplanmäßig am Boden bleiben müssen, würden deutlich unterschritten. Damit sinken auch die Ausgleichszahlungen, die MTU an die Fluggesellschaften zahlen muss.

Mehr als 3000 der GTF-Triebwerke, die vor allem im Airbus A320 zum Einsatz kommen, müssen in den nächsten Jahren – zum Teil vorzeitig – für bis zu zehn Monate in die Werkstatt, weil in ihnen eine defekte Turbinenscheibe des US-Partners Pratt & Whitney (P&W) verbaut ist. Der Rückruf werde in diesem Jahr etwa 35 Prozent der zivilen Instandhaltung ausmachen, sagte Finanzvorstand Peter Kameritsch. Gerechnet hatte MTU mit 40 bis 45 Prozent. Die Ersatzteile von P&W kämen allerdings noch nicht im nötigen Tempo.

Wagner wollte sich nicht konkret dazu äußern, ob und wie MTU für den zusätzlichen Aufwand entschädigt wird. “MTU ist Teil der Lösung”, sagte er nur. Analysten von JP Morgan hatten nach Gesprächen mit dem Management erklärt, dass MTU den Partnern von P&W dafür so viel Aufwand in Rechnung stellen dürfe wie Fluggesellschaften.

Die besseren Aussichten trieben die MTU-Aktie am Donnerstag in der Spitze um 6,6 Prozent auf 279,10 Euro, den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren. “Nach einem herausfordernden ersten Quartal – aufgrund der direkten und indirekten Folgen von GTF – sind die Zahlen zum zweiten Quartal ein Schritt in die richtige Richtung”, schrieben die Analysten von Bernstein.

In den ersten sechs Monaten kletterte der Konzernumsatz um zehn Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte sogar um 16 Prozent auf 470 Millionen Euro zu und übertraf die Erwartungen von Analysten deutlich. Das trieb die Umsatzrendite auf 13,7 (Vorjahr: 13,0) Prozent. “Mit diesen Ergebnissen halten wir Kurs auf unsere Ziele für das Gesamtjahr”, sagte Wagner. Der Umsatz soll 2024 wie geplant auf 7,3 bis 7,5 (2023: 6,3) Milliarden Euro steigen.

Die jüngsten Triebwerks-Aufträge auf der Luftfahrtschau im britischen Farnborough zeigten das “gestärkte Vertrauen in den Getriebefan”, sagte der Vorstandschef. Im Auftragsbestand von 25,2 Milliarden Euro per Ende Juni – also noch vor Farnborough – steckten mehr als 11.000 der GTF-Antriebe. Airbus-Kunden haben für die A320-Baureihe die Wahl zwischen dem GTF-Triebwerk und einem von CFM, einem Gemeinschaftsunternehmen von GE mit der französischen Safran. “Die Messe-Erfolge der vergangenen Monate lassen eine anhaltend gute Auftragslage erwarten”, sagte Wagner.

(Bericht von Alexander Hübner und Isabel Demetz, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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