Hapag-Lloyd baut nach glimpflichem Gewinnrückgang Flotte aus

Berlin (Reuters) – Nach einer unerwartet sanften Landung nach der Corona-Sonderkonjunktur blickt der Hamburger Reederei-Konzern Hapag-Lloyd zuversichtlich in die Zukunft und will seine Flotte ausbauen.

Die Nachfrage habe vor allem ab Mai stark angezogen und auch die gestiegenen Frachtraten hätten zu einem guten Ergebnis beigetragen, sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Er gehe davon aus, dass das dritte Quartal noch besser laufen könnte als das zweite Vierteljahr. Wegen der angespannten Sicherheitslage im Roten Meer meiden Schiffe weiterhin den angrenzenden Suezkanal. Das führt zu steigenden Kosten unter anderem für Treibstoff, ermöglicht den Reedereien aber auch, höhere Gebühren zu verlangen.

Alle Schiffe seien unterwegs und führen meistens auch mit Höchstgeschwindigkeit, sagte Habben Jansen mit Blick auf die Umleitungen. Aber bei den Transportkapazitäten könne es trotzdem eng werden. “Wenn das knapp wird, wissen wir alle, dass die letzten Stellplätze relativ teuer verkauft werden.” Eine Entspannung sieht der 57-jährige Niederländer vorerst nicht. Es sei schwer abschätzbar, wann es zu einer Normalisierung in dem Seegebiet in Nahost komme. Deshalb plane Hapag-Lloyd auch, noch mindestens bis Ende des Jahres mit Umleitungen um die Südspitze Afrikas. Dabei komme dem Konzern zugute, dass zuletzt zahlreiche neue Schiffe in die Flotte aufgenommen worden seien.

Diesen Weg will Deutschlands größte Container-Reederei, für die aktuell 287 Frachter über die Weltmeere fahren, auch in Zukunft beschreiten. Bis Ende des Jahres dürften es rund zehn Schiffe mehr sein als zur Jahreshälfte, sagte Habben Jansen. Dabei werden – wie in der Branche üblich – sowohl bei Werften in Auftrag gegebene neue Frachter, als auch für die eigene Flotte gecharterte Schiffe zusammengezählt. Für das zweite Halbjahr sind es drei Neubauten, im ersten Halbjahr waren es sechs.

IN DER PRESSE GENANNTE ZAHLEN ZU NEUEN SCHIFFEN ÜBERTRIEBEN

Der Konzernchef erklärte weiter, auch würden in den nächsten sechs bis zwölf Monaten wohl neue Schiffe als Ersatz für jene bestellt, die um 2030 herum aufgegeben werden müssen. Dies sei allerdings noch nicht spruchreif und im Rahmen des Üblichen. Berichte anderer Medien über ein angebliches Großprogramm zum Neubau von Schiffen bestätigte Habben Jansen nicht. Die genannten Zahlen bezeichnete er als übertrieben. Der NDR hatte jüngst unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, Hapag-Lloyd prüfe Angebote für bis zu 30 neue Containerfrachter und wolle Schiffe für rund fünf Milliarden Euro ordern.

Bestellungen neuer Schiffe werden von Experten genau beobachtet, weil Überkapazitäten den Reedereien in der Vergangenheit zu Schaffen gemacht haben. Aktuell profitiert die Branche dagegen wieder davon, dass die Frachtraten im Ringen um knappe Stellflächen auf den Schiffen steigen. Diesen Effekt gab es mit damals zudem brüchigen Lieferketten in der Pandemie auch schon – allerdings in größerem Umfang. So fuhr Hapag-Lloyd im ersten Halbjahr 2023 – in den Ausläufern der Corona-Sonderkonjunktur – noch einen operativen Gewinn von 2,6 Milliarden Euro ein. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es zwar nur noch rund 813 Millionen Euro, jedoch dank gestiegener Nachfrage und Frachtraten aber mehr als erwartet.

Hapag-Lloyd ist die Nummer fünf der internationalen Container-Schifffahrt und steuert auf eine Allianz mit dem Branchenzweiten, der dänischen Maersk, zu. Den Markt führt die Mediterranean Shipping Company (MSC) mit Sitz in Genf an, die sich derzeit im Endspurt zum Einstieg bei Hamburgs größtem Terminal-Betreiber HHLA befindet.

(Bericht von Elke Ahlswede und Vera Eckert, redigiert von Ralf Banser.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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