Thyssenkrupp will nach Verlusten Vertrauen zurückgewinnen

– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) – Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp hat einmal mehr mit hohen Verlusten am Markt für Enttäuschung gesorgt.

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 fuhr das Unternehmen unter dem Strich einen Fehlbetrag von 54 Millionen Euro ein. Die unter gesunkenen Preisen und einer schwachen Nachfrage leidende Stahlsparte büßte fast die Hälfte ihres Ergebnisses ein. Hinzu kam überraschend eine Sonderbelastung von rund 80 Millionen Euro für Mehrkosten durch Altprojekte im Zementbereich. Die Aktie verlor am Mittwoch zeitweise vier Prozent an Wert und markierte ein neues Rekordtief.

Thyssenkrupp will nun mit Fortschritten beim Verkauf der Marine-Sparte und den Joint-Venture-Plänen beim Stahl punkten.

Der Konzern müsse Vertrauen bei Investoren zurückgewinnen, sagte der neue Finanzchef Jens Schulte. Dies gehe nur mit einer verbesserten Performance. “Wir müssen Schritt für Schritt zeigen, dass wir unsere Ergebnisse steigern, dass wir Themen umsetzen, dass wir bei dem Stahlthema vorankommen, dass wir bei dem Marinethema vorankommen.” Das brauche alles im Moment Zeit.

Thyssenkrupp hatte bereits Ende Juli vorläufige Zahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 (per Ende September) vorgelegt und erneut seine Prognose gesenkt. Auch die Nettoprognose passte der Konzern jetzt an. Unter dem Strich rechnet der Vorstand im Gesamtjahr mit einem Verlust im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

KONZERN TREIBT VERSELBSTSTÄNDIGUNG DES STAHLGESCHÄFTS VORAN

“Eine kurzfristige Marktstabilisierung im laufenden Geschäftsjahr ist derzeit nicht absehbar”, erklärte das Management. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz des Performanceprogramms APEX könnten die Einbußen nicht wettmachen. Thyssenkrupp macht eine schwache Nachfrage bei wichtigen Kunden wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft zu schaffen. Hinzu kämen die weiterhin hohen Energiekosten. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) schrumpfte im abgelaufenen Quartal auf 149 Millionen Euro von zuvor 243 Millionen.

Die Stahltochter Thyssenkrupp Steel Europe kämpft mit gesunkenen Preisen und schwächeren Absätzen. Ihr bereinigtes Ebit viel auf 100 Millionen Euro von zuvor 190 Millionen Euro. Konzernchef Miguel Lopez treibt die Pläne für ein 50:50-Stahl-Joint-Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky voran, der bereits 20 Prozent übernommen hat. Über die finanziellen Rahmenbedingungen liegt Lopez im Clinch mit Stahlchef Bernhard Osburg.

Lopez äußerte sich gegenüber Analysten zuversichtlich, in den kommenden Monaten die Marinesparte zu verkaufen – entweder an ein Konsortium oder über einen Spin-Off. Derzeit prüfen der Finanzinvestor Carlyle und die staatliche Förderbank KfW die Bücher für eine Übernahme der Sparte, die unter anderem U-Boote und Fregatten baut.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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