US-Pläne von Meyer Burger geplatzt – Aktie auf Rekordtief

Düsseldorf (Reuters) – Der defizitäre Solar-Konzern Meyer Burger hat unter den Plänen zur Verlagerung des Kerngeschäfts in die USA einen Schlussstrich gezogen.

Der geplante Bau einer Solarzell-Fertigung in Colorado Springs sei derzeit nicht finanzierbar und daher gestoppt worden, teilte der Schweizer Konzern am Montag mit. Die bestehende deutsche Zellproduktion in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt bleibe daher auch künftig “das Rückgrat” der Solarzellversorgung von Meyer Burger und werde weiterhin voll betrieben.

Die Strategieänderung bedeute nun zwar einen geringeren Finanzierungsbedarf, habe aber auch mittelfristig eine niedrigere Profitabilität zur Folge, erklärte das Unternehmen. Der Vorstand habe daher beschlossen, ein Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm anzuschieben, Details wurden nicht genannt. In den USA werde sich Meyer Burger auf den Betrieb der im Hochlauf befindlichen Modulproduktion in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt konzentrieren.

Nach der Ankündigung, den sächsischen Standort Freiberg zu schließen, hatte der Vorstand die Verlagerung in die USA mit der Begründung angeschoben, dass es in Europa keine ausreichende staatliche Hilfe im Kampf gegen die Billig-Konkurrenz aus China gebe. Demnach sollte die Zellfertigung Ende 2024 in Colorado Springs hochlaufen. Der Vorstand hatte in Aussicht gestellt, durch die Verlagerung mittelfristig ein Betriebsergebnis (Ebitda) von rund 250 Millionen Franken pro Jahr aus dem US-Geschäft zu erzielen. 2023 verbuchte die Firma bei einem Umsatz von 135 Millionen Franken ein negatives Ebitda von 164 (Vorjahr: minus 34,6) Millionen Franken.

Noch im Juni hatte das Management von “bedeutenden Fortschritten” bei seinen Plänen berichtet und damit bei den Anlegern die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Profitabilität geschürt. Mit der Kehrtwende schlug das Unternehmen seine Aktionäre nun in die Flucht: Die Aktie brach um bis zu 55,5 Prozent auf ein Allzeittief von 1,82 Franken ein. Seit Juli 2023 befinden sich die Anteilsscheine auf einem nahezu ununterbrochenen Abwärtskurs. Allein in diesem Jahr verloren sie rund 95 Prozent ihres Wertes, der Anfang Januar noch bei 49,51 Franken je Aktie gelegen hatte.

HALBJAHRESBILANZ ERNEUT VERSCHOBEN

Aufgrund der veränderten Konzernstrategie werde der für den 16. September vorgesehene Halbjahresbericht noch einmal auf den 30. September verschoben, teilte Meyer Burger weiter mit. Bereits Mitte des Monats hatte die Firma die für den 14. August geplante Bilanzveröffentlichung auf den 16. September verlegt und dafür die laufenden Verhandlungen zur Finanzierung und strategischen Zusammenarbeit mit einem namhaften Technologiepartner verantwortlich gemacht.

Meyer Burger teilte zudem mit, dass Verwaltungsratsmitglied Mark Kerekes seinen Rücktritt erklärt habe. Die Neuausrichtung des Unternehmens erfordere auch eine Neuaufstellung im Verwaltungsrat, hieß es zur Begründung.

(Bericht von Anneli Palmen, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2024binary_LYNXMPEK7P05I-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami