Schwache Konjunktur bremst DZ Bank – “Vorsichtig” für 2024

Frankfurt (Reuters) – DZ-Bank-Chef Cornelius Riese fürchtet die schwache Konjunktur und wacklige Kapitalmärkte.

Das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken gehe deshalb “etwas vorsichtig und konservativ” ins zweite Halbjahr, sagte Riese am Donnerstag in Frankfurt. Obwohl das genossenschaftliche Institut nach den ersten sechs Monaten auf einen Gewinn von 1,71 Milliarden Euro kommt, bleibt er bei der Erwartung, dass zum Jahresende zwischen 2,0 und 2,5 Milliarden Euro zu Buche stehen sollen. “Wir freuen uns natürlich, wenn es ein etwas höherer Wert ist”, fügte er hinzu. Das Jahr 2023 hatte die DZ Bank mit einem Vorsteuergewinn von 3,19 Milliarden Euro abgeschlossen.

Bemerkbar macht sich die konjunkturelle Schwäche schon beim Konsumfinanzierer TeamBank, bei dem mehr Kreditausfälle für fast die Hälfte der Risikovorsorge im Konzern sorgten. “Die Menschen werden ärmer”, sagte der DZ-Bank-Chef. “Risikovorsorge ist wieder ein Thema, über das geredet wird.” Die Rückstellungen für faule Kredite vervierfachten sich auf 206 (2023: 52) Millionen Euro. Das sei aber immer noch weniger als der anteilige Wert für ein normales Jahr, sagte Riese.

Das Vorsteuerergebnis fiel aber vor allem wegen bilanzieller Verwerfungen um elf Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor. Damals hatte die Bank im Kampf um Einlagen bessere Konditionen bieten müssen und deshalb vor allem ihre eigenen Zertifikate höher bewertet, diesmal zeigte sich dank sinkender Zinsen der gegenläufige Effekt. Ähnliche Entwicklungen hatten schon bei der Dekabank den Gewinn gedrückt, die das Zertifikate-Geschäft für die Sparkassen betreibt.

Operativ habe sich die DZ Bank im ersten Halbjahr “sehr gut entwickelt”, sagte Riese. “Die breite Aufstellung kommt uns gerade in Zeiten zugute, in denen es konjunkturellen Gegenwind gibt.” Zins- und Provisionsüberschuss wuchsen deutlich, während das Handelsergebnis wegen der Bewertungseffekte einbrach. Deutschlands mit Abstand größte Bausparkasse Schwäbisch Hall verbesserte ihr Ergebnis, obwohl sich die Bauspar-Konjunktur deutlich abgekühlt hat. Schwäbisch Hall beherrscht nun mehr als ein Drittel des Markts. “Die private Baufinanzierung zieht sehr bedächtig wieder an”, berichtete Riese. Mit einem dreistelligen Millionengewinn sei aber erst wieder 2025 zu rechnen.

Die Fondsgesellschaft Union Investment legte deutlich zu, während die R+V Versicherung wegen des höheren Schadenaufkommens Abstriche machen musste. 586 (Vorjahr: 740) Millionen Euro seien aber ein “sehr gutes Ergebnis” für den Wiesbadener Versicherer. Er müsse “klug abwägen zwischen Wachstum und Profitabilität”, nicht überall sei es sinnvoll zu wachsen, mahnte Riese. 2024 werde die R+V wohl knapp unter dem Vorjahresgewinn von 933 Millionen Euro bleiben.

“SELBSTREFLEXION UND SELBSTKRITIK”

Vor kurzem hatte die DZ Bank zusammen mit anderen Banken aus dem Sektor dem kriselnden Münchner Agrarkonzern BayWa unter die Arme greifen müssen. Die Eigentümer und Banken hätten “sehr konstruktiv zusammengearbeitet”, um die BayWa zu retten, sagte Riese. Nun seien dort “Selbstreflexion und Selbstkritik” angesagt. Die mit mehr als fünf Milliarden Euro verschuldete BayWa war angesichts steigender Zinsen in Liquiditätsnöte geraten.

(Bericht von Alexander Hübner und Tom Sims, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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